ALL.täglich Neue Ausstellung zu Raumfahrt im Deutschen Museum

BONN · Drei Premieren auf einmal erlebt auch Andrea Niehaus, Leiterin des Deutschen Museums in Bonn, eher selten. Zur Eröffnung der Ausstellung „ALL.täglich“ ging am Montagabend auch die Vortragsreihe „Neues aus dem All“ wieder an den Start.

Für die dritte Premiere musste im Museum umgeräumt werden: Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum, dessen Raumfahrtmanagement auch die Ausstellung entwickelt hat, hat ein 1:1-Modell der Sonde Philae gestellt.

Philae landete 2014 auf dem Kometen Tschuri und hat laut Niehaus relativ lange Beine, sodass die Sonde nach der Ausstellung auch wieder ins Mutterhaus nach München kommt. In Bonn sei schlicht zu wenig Platz. Bis dahin passt Philae perfekt zur neuen Ausstellung, die in fünf Lebensbereichen zeigt, wie Weltraumforschung das Leben auf der Erde verändert.

Dafür gab es bei der Eröffnung zahlreiche Beispiele. Eines hatte Dr. Walther Pelzer, Vorstand DLR Raumfahrtmanagement, im Gepäck: „Ghosthunter“ ist ein Projekt der Universität der Bundeswehr München und der Uni Stuttgart und ermöglicht durch Satellitendaten aus dem All die frühzeitige Identifizierung von Geisterfahrern. „Hier haben wir die Chance mit Raumfahrttechnologie wirklich Sicherheit zu schaffen.“, so Pelzer.

Astronauten eingeladen

Noch alltäglicher wurde es bei der Einführung der Ausstellung von Franziska Zeitler, Abteilungsleiterin DLR-Raumfahrtmanagement. Auch wenn die oft mit dem All verbundene Teflonpfanne ein Mythos sei – Kochen kann man tatsächlich mit Raumfahrttechnik. Das Cerankochfeld hat seinen Ursprung in der Röntgenmission ROSAT aus den 1990ern. Das damals glatteste Material auf der Erde, Zerodur, wurde innerhalb der Mission als Spiegel eingesetzt. Es war gleichzeitig äußerst hitzebeständig, und der Hersteller entwickelte daraus das Cerankochfeld. Trotz aller Beispiele der Raumfahrttechnik im Leben auf der Erde war der klare Höhepunkt der Auftaktvortrag zur Reihe „Neues aus dem All“.

Mit Reinhold Ewald vom Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart hatte das Deutsche Museum einen echten Astronauten eingeladen. Sein Weg führte ihn von filmischen Raumfahrten mit der Raumpatrouille Orion über die Radioastronomie an der Uni bis zur russischen Mir-Station im All. 1997 flog er im Rahmen eines Austausches für drei Wochen zur Station und führte medizinische Experimente durch.

Zur Ausstellungseröffnung hatte er faszinierende Bilder mitgebracht – und Geschichten von nicht ganz alltäglichen Erlebnissen, wie dem Feuer am 23. Februar 1997: Eine Sauerstoffpatrone war explodiert und sorgte für Rauch in der gesamten Station. „Etwas, was man natürlich nicht will, man kann ja nicht lüften.“, sagt der Astronaut. Die Crew entschied sich, mit Masken zu bleiben und richtete die Kabine wieder her. Trotz solcher Geschichten möchte er Raumfahrt nicht als etwas Heroisches sehen: „Mir ist wichtig zu zeigen, dass Raumfahrt auch wirklich auf das persönliche Erleben runtergebrochen werden kann.“ Und das zeigt sich auch in der Sonderausstellung.

„ALL.täglich“ ist eine Wanderausstellung des DLR-Raumfahrtmanagements im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Die Ausstellung wurde als Teil der Initiative INNOspace konzipiert und ist bis 17. März im Deutschen Museum, Ahrstraße 45, zu sehen.

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