Textil Rühlmann in Poppelsdorf schließt Nach 155 Jahren endet eine Tradition

Am Samstag, 19. März, ist Schluss. Seit ihrer Schulzeit steht Cäcilie Rühlmann (60) im Geschäft. An der Clemens-August-Straße öffnen mehrere Burger-Läden.

 Nach mehr als 100 Jahren war das Textilfachgeschäft an der Ecke Clemens-August-Straße/Kekuléstraße untergebracht. Dann wurden das Gebäude für die Ortssanierung Poppelsdorf geopfert.

Nach mehr als 100 Jahren war das Textilfachgeschäft an der Ecke Clemens-August-Straße/Kekuléstraße untergebracht. Dann wurden das Gebäude für die Ortssanierung Poppelsdorf geopfert.

Foto: Barbara Frommann

Von

Poppelsdorf. 155 Jahre war das Textilhaus Rühlmann ein Teil von Poppelsdorf. Nun endet diese einzigartige Poppelsdorfer Orts- und Familientradition: Textil Rühlmann schließt am Samstag, 19. März. Auch für Inhaberin Cäcilie Rühlmann endet damit eine Ära.

„Seit wann ich im Laden stehe?“, murmelt sie und überlegt. „Das muss lange vor meiner Einschulung gewesen sein. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mich die vielen bunten Knöpfe immer ganz besonders fasziniert haben“, sagt die 60-Jährige und lacht.Seit fünf Generationen bietet der Familienbetrieb in Poppelsdorf Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Nacht-, Bettwäsche sowie Kurzwaren an. „Eben alles für Tag und Nacht, Schickes, Praktisches und für den Alltag.“

Einfach fiel der Geschäftsfrau die Entscheidung nicht. „Es tut schon weh, wenn man so einen Entschluss im 155. Jahr des Bestehens trifft“, sagt sie. „Viele Kunden sind mittlerweile Freunde des Hauses geworden. Die werde ich wirklich sehr vermissen.“

Nachfolger gibt es nicht

Doch da es keine nachfolgende Generation gibt, müsse sie jetzt einen Schlussstrich ziehen. „So ein Geschäft kann man nur als Familie erfolgreich führen. Nur wenn alle gemeinsam arbeiten und niemand auf geregelte Arbeitszeiten und Urlaubstage Wert legt, funktioniert das“, sagt sie. „Eine Familie rechnet nicht nach, sondern jeder macht das, was getan werden muss.“

Das weiß keiner so gut wie sie. Denn seit dem Tod ihres Vaters 2002 findet ihr Leben fast ausschließlich im Laden statt. „Ich bin in das Geschäft hineingewachsen. Nur so funktioniert ein Familienbetrieb“, sagt sie. Und was Kundenservice heißt, das hat sie schon als kleines Kind gelernt.

„Egal, ob es Sonntag oder bereits spätabends war, die Kunden kamen auch schon mal außerhalb der Öffnungszeiten durch den Garten zu uns, wenn sie beispielsweise aufgrund eines Krankheitsfalles dringend Nachtwäsche brauchten.“ Dann sei es für ihren Vater selbstverständlich gewesen, die Ladentür noch einmal aufzusperren. „Wir haben uns eben durch unseren Service einen Namen gemacht“, sagt Rühlmann.

1861 gründete Gertrud Jansen das „Geschäft für Kurz-, Weiß- und Wollwaren“ im Haus ihres Vaters in der Clemens-August-Straße 56. 1875 erfolgte der Umzug in die Clemens-August-Straße 44, an der Ecke zur Kekuléstraße. Als Gertrud Jansen 1907 starb, übernahm ihr Neffe Josef Krake gemeinsam mit seiner Frau Agnes das Geschäft.

Die Ortssanierung machte einen Standortwechsel nötig

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 1918 führten Agnes Krake und ihre Tochter Maria den Betrieb. Der Sohn von Maria Krake, Hans Rühlmann, übernahm das Geschäft 1951 zusammen mit seiner Frau. 1979 musste der Laden seinen seit mehr als 100 Jahren angestammten Platz aufgrund einer Ortssanierung in Poppelsdorf räumen.

1982 wurde ein neues Geschäft unter dem Namen „Textil Rühlmann“ an der Ecke Clemens-August-Straße/Sebastianstraße eröffnet. Anstelle der erkrankten Mutter unterstützte nun Cäcilie Rühlmann ihren Vater. Sie kannte nicht nur das Geschäft von Kindesbeinen an, sondern sie absolvierte zudem eine Ausbildung zur Kauffrau bei einem großen Modehaus in der City.

„Mode ist eben meine Welt“, so die Unternehmerin. Doch auch wenn sie am 19. März die Türen endgültig schließen wird, das Thema Mode wird sie weiter begleiten. „Noch verrate ich aber nichts“, sagt sie geheimnisvoll. Auch wer in das gut gelegene Ladenlokal einziehen wird, will sie noch nicht ausplaudern.

Poppelsdorf bekommt eine Bugermeile

Das Ende des traditionsreichen Textilkaufhauses ist jedoch nicht die einzige Veränderung in Poppelsdorf. In den nächsten Wochen wird sich die Clemens-August-Straße offenbar zu Bonns „Burgermeile“ entwickeln.

Mit „Bonanza“ hat bereits der erste Burger-Laden eröffnet. Nachdem das „Fellinis“ aus familiären Gründen zum Ende des Jahres geschlossen hat, wird dort das Franchiseunternehmen „Hans im Glück“ eröffnet. Nur ein paar Meter weiter, am Poppelsdorfer Platz, wird gleichzeitig ein weiterer Burgerbrater den Grill anheizen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Diese Pflanze kann fast alles
Chinesisches Wunderschilf „Miscanthus“ Diese Pflanze kann fast alles
Zum Thema
Aus dem Ressort