OGS-Demo in Bonn "Hallo Stadtrat, ihr wart auch mal Kinder"

BONN · Tausende bunter Seifenblasen zerplatzten am Samstag am Alten Rathaus: 2000 Menschen protestierten am Samstag gegen die unzureichende Ausstattung der Offenen Ganztagsschulen.

Die Elternräte der Bonner Offenen Ganztagsschulen (OGS) hatten unter dem Motto "OGSsen nicht vergessen" eingeladen und an die vielen Kinder Seifenblasendosen verteilt. "So sind auch unsere Hoffnungen zerplatzt. Wir sind sehr besorgt über die aktuellen Entwicklungen im Bereich OGS. Wir sind sehr besorgt über die unzureichende finanzielle Ausstattung", rief Bernd Loschnig von der Initiative Kultur und Schule von der Bühne aus den rund 2000 Demonstranten zu.

In der Menge wurden Schilder hochgehalten mit Aufschriften wie "OGS ist kein Sparschwein" und "Hallo Stadtrat, ihr wart auch mal Kinder". An Stelle des aktuell drohenden Abbaus des Betreuungsumfangs sei doch eigentlich ein weiterer, flexibler Ausbau der Betreuungszeiten und auch die Aufstockung der OGS-Plätze nötig, so Loschnig. Zudem sollte die Ferienbetreuung mindestens im aktuellen Umfang sichergestellt werden.

Die Bonner Ganztagsschulen könnten nur erhalten werden, wenn die Förderung erhöht werde, ergänzte Igor Thom. Der Sprecher der OGS-Elternräte verwies auf seine entsprechende Online-Petition, die schon an die 8000 Unterschriften gesammelt hat. Für die Weiterentwicklung und die Anpassung an erhöhte Kosten für die OGS sei eine Anpassung der öffentlichen Förderung dringend nötig, erklärte er. Um deren Höhe und die Qualität der OGS auch für die Zukunft zu erhalten und anzupassen, müssten gemeinsam mit den Trägern Standards festgehalten und überprüft werden.

OGS in Bonn Trotz stetig gestiegener Personal- und Betriebskosten im OGS-Betrieb sei die Förderung seitens der Stadt Bonn in den über zehn Jahren des Bestehens nicht erhöht worden, machte im GA-Gespräch von Trägerseite Andrea Steuernagel von der Bonner Jugendfarm klar. "Das ist doch eine Milchmädchenrechnung, Fördergelder so viele Jahre einzufrieren und zu verkünden, die Qualität würde nicht leiden. Die Konsequenzen werden grauenhaft sein."

Ähnlich kritisch beschrieb auch Diakonie-Geschäftsleiterin Marion Schaefer die Entwicklung, als die bunte Demonstrantenschar schon Seifenblasen produzierend durch die Bonner Innenstadt zog. Letztlich müssten die Probleme aber auch auf Landesebene gelöst werden, meinte sie.

Jetzt hätten die Elternräte erst einmal einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag in die städtischen Ausschüsse eingebracht. Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bonn tagt am Dienstag, 20. Januar, der Schulausschuss am Donnerstag, 22. Januar, jeweils ab 18 Uhr öffentlich im Bonner Stadthaus. "Der Protest der Eltern beeindruckt mich sehr. Auch wir wollen, dass die OGS eine Jugendhilfeveranstaltung und nicht nur eine Betreuung bleibt", erklärte dem GA die Schulausschussvorsitzende Dorothee Paß-Weingartz von den Grünen. Die Jamaika-Koalition werde durchaus darauf hinarbeiten, dass die Ganztagsbetreuung ihre Qualität erhalten könne.

Kritik kam im Nachgang von den Oppositionsparteien. Die derzeitige Mittelverteilung in der Stadt sei absurd, Kinderförderung ziehe immer den Kürzeren, monieren die Piraten. Und die Linksfraktion kritisiert in der OGS-Debatte "den aktuellen Stillstand".

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