Ruhestätte von Clara und Robert Schumann Grab im Winter von Plane verhüllt

BONN · Witterung und schmutzige Stadtluft setzen den Gräbern auf dem Alten Friedhof an der Bornheimer Straße ganz schön zu. Deshalb erproben dessen Freunde und Förderer jetzt eine neuartige Schutzhülle an der Ruhestätte von Clara und Robert Schumann.

Statt eines Holzverschlags verhüllt eine silberne Plane das Grab. "Es ist besonders gefährdet", sagt Jochen Scheduikat von der Gesellschaft, die sich für die Erhaltung des Friedhofs einsetzt.

Was die Umwelteinflüsse mit der Marmoroberfläche anstellen, sieht man nur wenige Meter weiter am Grab von Johann Jacob Noeggerath und dem Kriegerdenkmal. Der eigentlich weiße Stein ist grau und schwarz, Moos hat sich in jeder Ritze festgesetzt. "Sie sind sogar in noch schlechterem Zustand, aber bei Weitem nicht so oft besucht", sagt Scheduikat. Wer den Friedhof betrete, laufe direkt auf das Schumann-Grab zu. Das sei damals bewusst so angelegt worden.

Robert Schumann wurde nach seinem Tod 1856 nämlich erst an der Friedhofsmauer beerdigt. "Das war zu dieser Zeit üblich, auch Beethovens Mutter lag zunächst dort", erklärt Scheduikat, der sich mit der Geschichte des Friedhofs beschäftigt. Erst Anfang der 1870er Jahre bildete sich ein Komitee, das es sich zur Aufgabe machte, eine würdige Ruhestätte für Schumann zu errichten. "Man erkannte erst später die Bedeutung seines Wirkens", so Scheduikat.

1875 begann der Bildhauer Adolf Donndorf mit der Arbeit, fünf Jahre später wurde Schumann umgebettet und das Grab enthüllt. An ihn und seine Frau erinnert die knapp zweieinhalb Meter hohe Stele aus carrarischem Architekturmarmor mit einem Porträtmedaillon an der Spitze. Getragen wird es von einem fliegenden Schwan. Darunter sitzt eine Frau, die die Musik versinnbildlichen soll. Ein Kind spielt Geige, das andere singt etwas aus einem Notenbuch. "Es ist, wie die meisten Gräber auf dem Friedhof, ein richtiges Denkmal", sagt Scheduikat.

Die Freunde und Förderer wollen zukünftig noch mehr Gräber mit einer Plane schützen. Die sollte zunächst aus einem anderen Material bestehen, das allerdings nicht mehr lieferbar war. So entschieden sie sich für eine Folie, die sonst die Auflieger von Lastwagen umspannt. Im Innern ist ein dickes Vlies, das den Marmor vor Abrieb schützt. Denn auch wenn die Plane maßgeschneidert ist und eng am Grabdenkmal anliegt, ist sie durch den Wind in ständiger Bewegung. "Mit dem Vlies verhindern wir weiteren Schaden", sagt Scheduikat.

Wichtig sei, dass es Lüftungsschlitze gebe. So könne die Luft unter der Plane weiterhin zirkulieren, starke und schnelle Temperaturschwankungen würden vermieden. Netter Nebeneffekt: Weil es kein klobiger Holzverschlag sei, sondern eine anschmiegsame Folie, würde die Atmosphäre auf dem Friedhof weniger gestört. "Zugegeben, es sieht trotzdem nicht gerade schön aus, aber die Werke bleiben so einfach länger erhalten." Im Frühjahr kommt der silberne Kunststoff wieder herunter.

Gekostet hat die Verhüllung rund 2000 Euro. "Die Stadt mit ihrem knappen Haushalt wollte und konnte das nicht übernehmen, also haben wir das Projekt mit unseren Beiträgen und Spenden selbst bezahlt", sagt Jochen Scheduikat. Ob und wann weitere Grabdenkmäler in den Wintermonaten geschützt werden, hänge von der Finanzierung ab. Nötig sei es auf jeden Fall.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort