Kommentar zum Streik in Bonn Flexibilität ist gefragt

Meinung | Bonn · Abiturienten müssen pünktlich zur Stelle sein, auch wenn gestreikt wird. Die meisten werden Wege finden, auch wenn Busse und Bahnen am Prüfungstag nicht fahren. Ein Kommentar von GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Auf den ersten Blick kann man dem – ohne Frage ungewöhnlichen – Appell des Bonner OB viel Sympathie abgewinnen. Denn natürlich bedeutet es für die Abiturienten – und nicht nur für sie, sondern wohl auch für die meisten Eltern – zusätzlichen Stress, wenn die pünktliche Anfahrt zu den Prüfungsterminen nicht sichergestellt werden kann. Selbst diejenigen, die frühzeitig mit dem Auto losfahren, können in einen Stau geraten und dann zu spät kommen.

Erfahrungsgemäß steigen an Streiktagen, wenn Busse und Bahnen still stehen, ja viele mangels anderer Alternativen auf das Auto um. Besonders dumm stehen die Schüler da, denen aus unterschiedlichen Gründen noch nicht einmal diese Alternative zur Verfügung steht. Doch laut Schulministerium haben alle Abiturienten keine Wahl: Sie müssen pünktlich zur Stelle sein, angekündigte Streiks sind kein Entschuldigungsgrund.

Am Ende ist es aber wie meistens im Leben: Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Heißt: Die meisten werden Mittel und Wege finden, rechtzeitig zur Prüfung anwesend zu sein. Und an den Schulen wird man sicher auch die eine oder andere flexible Lösung finden. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass in solchen Zeiten gestreikt wird.

Richtig ist aber auch: Streik ist das legitime Mittel der Gewerkschaften, in laufenden Tarifverhandlungen ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Deshalb kann man ihren Unmut über den Appell des OB gut nachvollziehen. Im Übrigen sind Streiks immer – egal, wann sie stattfinden– mit Unannehmlichkeiten verbunden. Und Arbeitnehmer, die deswegen zu spät zum Job kommen, müssen gegebenenfalls sogar mit empfindlichen Sanktionen rechnen.

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