Ankündigung Erneuter Streik in Bonn und der Region am 11. April

Bonn/Region · Rund 350 städtische Mitarbeiter nahmen am Mitwoch an der Demonstration teil. Die Fahrgäste waren gut informiert über die Ausfälle.

Der Warnstreik am Mittwoch hat den öffentlichen Nahverkehr in Bonn und der Region weitgehend lahmgelegt. Die Komba-Gewerkschaft, der 2500 städtische Mitarbeiter angehören, hatte auch Beschäftigte der städtischen Gesellschaften zur Teilnahme aufgefordert. Busse und Bahnen blieben ganztägig in den Betriebshöfen stehen. Die SWB-Tochter Bus und Bahn kündigte an, dass mit Betriebsbeginn am Donnerstag um drei Uhr morgens alle Fahrzeuge wieder unterwegs sein würden.

Der weitgehende Stillstand des ÖPNV sorgte für volle Straßen zur Hauptverkehrszeit. Unter anderem vor dem Bad Godesberger Straßentunnel und auf der Reuterstraße bildeten sich lange Staus. Die Rheinnixe der Bonner Personenschifffahrt wurde nach Angaben des Betreibers stärker frequentiert als sonst. Entgegen entsprechender Ankündigungen waren Müllwerker von Bonnorange unterwegs und das Hardtbergbad hatte geöffnet.

Wie die Stadt mitteilte, hatten am Mittwoch außerdem zehn der insgesamt 70 städtischen Kindertagesstätten vollständig geschlossen. 37 Kitas richteten einen Notdienst ein. Kaum spürbare Auswirkungen hatte der Warnstreik auf den Betrieb der LVR-Klinik in Bonn, sagte LVR-Sprecherin Katharina Landorff auf GA-Nachfrage. Die Grundversorgung der Patienten habe sichergestellt werden können, zumal nur wenige Mitarbeiter aus dem Pflegebereich am Streik teilgenommen hätten.

Bilder vom Streik in Bonn und der Region
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Bürger größtenteils informiert

Die Bürger zeigten sich größtenteils informiert. Die U-Bahnstation am Hauptbahnhof war am Morgen weitgehend verlassen. Nur wenige Fahrgäste verirrten sich dorthin. Gut gefüllt waren dagegen die oberirdischen Bahnsteige, viele Pendler haben sich alternative Routen rausgesucht. Die Eisenbahngesellschaften wurden nicht bestreikt. Sie sind in eigenen Gewerkschaften organisiert. Am Taxistand vor dem Hauptgebäude bildete sich eine lange Schlange.

Auf jedes einfahrende Taxi stürzten sich schnell die Kunden. Unter ihnen auch eine ältere Dame aus Bornheim. „Ich warte bereits seit einer halben Stunde“, erzählte sie. Sie musste nach Beuel ins Krankenhaus. Im Vorfeld hatte sie sich über die Preise für eine Taxifahrt von Bornheim nach Beuel und zurück informiert, 48 Euro sollte die Strecke kosten. Im Fernsehen wurde angesagt, dass eventuell die Straßenbahnen verkehrten. Darauf hatte sie vertraut. Am Busbahnhof fuhren nur wenige Busse der 800er und 500er Linien der RSVG und der RVK.

„Die Leute nehmen es mit Gelassenheit“, berichtete ein Servicemitarbeiter am Infostand der SWB Bus und Bahn. Keine „außergewöhnlichen Vorkommnisse“ meldeten die Stadtwerke am Abend – trotz des lahmgelegten Nahverkehrs. Lediglich einige wenige Fahrer von Fremdunternehmen seien mit Bussen unterwegs gewesen. Die meisten Fahrgäste seien offensichtlich gut über den Warnstreik informiert gewesen und hätten sich rechtzeitig Alternativen für ihren Weg zur Arbeit und nach Hause überlegt.

Wenige Beschwerden

Bis zum Abend habe es jedenfalls nur wenige Beschwerden von Fahrgästen gegeben, sagte SWB-Sprecherin Veronika John. Lediglich auf dem Bahnsteig in Ramersdorf hätten Mitarbeiter der Leitstelle über Kameras am Morgen mitbekommen, wie sich dort einige Fahrgäste lautstark über den Streik beschwert hätten. Dass die Lage insgesamt aber entspannt geblieben ist, führt John nicht zuletzt auch darauf zurück, dass wohl viele auch aufs Fahrrad umgestiegen seien. Eine Beobachtung, die übrigens auch einige Schulleiter gemacht haben.

Die Komba hatte ihr Streikbüro im Stadthaus eingerichtet. Streikleiter Rainer Friedrich berichtete, in die Streiklisten hätten sich 350 Teilnehmer eingetragen. Er bedauerte, dass die Gewerkschaft Verdi nicht in Bonn, dafür aber in Köln und Düsseldorf zum Warnstreik aufgerufen hatte. Für den 11. April kündigte er den nächsten, dann bundesweiten Warnstreik der Komba an und rechnet mit „mehreren tausend Beteiligten vor der nächsten Verhandlungsrunde“.

Der Tross städtischer Mitarbeiter zog am Vormittag vom Stadthaus zu einer Kundgebung vor das Rathaus. Auch Kati Strauß und Mirjam Epting demonstrierten. Die beiden Erzieherinnen arbeiten für die Kita Mari und Monti in Beuel. „Es geht nicht nur um mehr Geld, sondern auch um die Wertschätzung unserer Arbeit“, sagte Epting. Dass die Arbeitgeber bisher nicht ein Gegenangebot unterbreitetet haben, halten beide für ein bedenkliches Signal. Derzeit fordern die Gewerkschaften sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro mehr pro Monat. „Die Arbeitgeber müssen sich bewegen“, sagte Christian Dröttboom, Mitarbeiter der Stadtkasse. Er richtete das Wort vor dem Rathaus an die Streikenden und rief zu „Geschlossenheit und Entschlossenheit“ im Kampf um höhere Tarife auf.

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