WCCB-Prozess Ein Zeuge mit Schlüsselrolle

BONN · Der Mann, der am Donnerstag im Zeugenstand vor der Wirtschaftsstrafkammer Platz nahm, ist eigens aus Israel angereist, um im WCCB-Prozess gegen Man-Ki Kim und Co. auszusagen. Der 61-Jährige heißt Avram Gurwitz, und dass er und sein Bruder beim Drama um das WCCB eine Schlüsselrolle spielten, wussten bis August 2009 nur wenige Eingeweihte.

Die Brüder waren damals Besitzer der Investmentfirma Arazim, bei der sich Kim in höchster Geldnot im Februar 2007 10,3 Millionen Euro lieh. Und an die er das Kongresszentrum ein Jahr später zu 94 Prozent übertragen musste, weil er die Rückzahlungskonditionen - 10,3 Millionen Euro plus 60 Prozent Zinsen nach sechs Monaten - nicht einhielt. Nun soll Avram Gurvitz mit Hilfe von zwei Dolmetschern für Hebräisch erklären, wer Arazim überhaupt ist und wie es zu dem Deal mit Kim kam.

Arazim sei eine Aktienfirma, die in Immobilien investiere, erklärt der Zeuge den Geschäftsgegenstand. Kim sei ihnen von ihrem Londoner Agenten vermittelt worden. Sie hätten sofort erkannt, wie attraktiv das Bonner Projekt war mit seiner "großartigen Lage im ehemaligen Regierungsviertel und der Absicherung durch ein städtisches Grundstück, 36 Millionen vom Land und dem Kredit von der Sparkasse."

Und dass es hohe Rendite versprach. Mit dem Privatflieger seien er und sein Bruder nach Bonn gekommen und hätten Kim zugesagt. "Wir sahen das Projekt vornehmlich unter dem Aspekt des Immobilienerwerbs", so Gurvitz.

Doch dann habe Kim nicht vertragsgemäß zurückgezahlt, und er als Verantwortlicher für das Projekt habe angefangen, besorgt hinter dem Geld herzulaufen. Man habe sogar mit der Sparkasse Verhandlungen begonnen, doch die seien abgebrochen worden, als Kim der Bank die geforderten zehn Millionen Euro Eigenkapital gebracht habe.

Bei Arazim aber habe Kim um einen Aufschub nach dem anderen gebeten, bis er im Februar 2008 die Anteile an Arazim habe übertragen müssen. Ein Eigentümerwechsel des WCCB, der zunächst ohne Konsequenzen blieb, bis Kim von Investor Honua 2009 weitere 30 Millionen erhalten sollte. Doch als herauskam, dass Arazim bereits Eigentümer war, hielt Honua das Geld fest, das WCCB brach zusammen.

Was Gurwitz zufolge nicht hätte sein müssen: Man habe damals kurz vor einer Einigung mit Honua gestanden und hätte für sieben Millionen alle Rechte am WCCB abgegeben. Doch da habe die Sparkasse interveniert. "Die Sparkasse hat das Projekt zu Grabe getragen", sagte Gurvitz. Das aber sieht Kims Verteidiger anders.

Für ihn ist Kim das Opfer einer "Heuschrecke" geworden. Und so hielt er dem Zeugen vor, dass Arazim für 10,3 Millionen Investment von Kim bereits mehr als 17 Millionen Euro erhalten habe. Inzwischen soll Arazim für drei Millionen Euro aus dem WCCB herausgekauft worden sein - von Sparkasse und Insolvenzverwalter.

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