Weltklimakonferenz Der Stimmungsfänger bei der Cop23

BONN · Der Bonner Marc Pettenkofer filmt auf der Weltklimakonferenz für eine Dokumentation. Seine ersten Erfahrungen mit der Kamera sammelte er als Jugendlicher nach dem Mauerfall.

Alles im Blick: Der Filmemacher Marc Pettenkofer begleitet die Cop23 seit dem ersten Spatenstich.

Alles im Blick: Der Filmemacher Marc Pettenkofer begleitet die Cop23 seit dem ersten Spatenstich.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Aufgabe klingt nicht eben einfach: Fast zwei Wochen Weltklimakonferenz müssen am Ende auf ein paar Minuten Dokumentationsfilm zusammengekürzt werden. Das Bonner Kommunikationsunternehmen Drilling mit Sitz auf dem Brüser Berg hat den Auftrag für die Veranstalter der Cop23 übernommen. Und Geschäftsführer Marc Pettenkofer führt Regie bei dem Unterfangen, der Stimmung des bunten Haufens von rund 27.000 Teilnehmern einen bleibendem filmischen Ausdruck zu verleihen. Die Dreharbeiten haben allerdings weit vor Beginn der Cop23 begonnen. „Wir waren schon beim ersten Spatenstich mit dabei”, sagt Pettenkofer.

In die wirklich heiße Phase treten die zehn akkreditierten Mitarbeiter an diesem Wochenende ein, wenn die angekündigten Stars das Klimatreffen besuchen: Arnold Schwarzenegger kommt, Schauspieler Leonardo die Caprio hat seinen Besuch angekündigt und der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Al Gore diskutierte Freitagabend auf der Konferenz. Nächsten Mittwoch kommen dann Staats- und Regierungschefs aus aller Herren Länder, „die Highlevel-Besucher”, wie Pettenkofer sie nennt.

Sein Auftrag lautet nicht, die politische Debatte oder das konkrete Ergebnis der Konferenz wiederzugeben. Es geht vor allem um die Stimmung, um Bilder. Letztlich darum, dem oft zähen Ringen um einen politischen Konsens Farbe zu verleihen: Trommelnde und lachende Fidschianer, diskutierende Kongressteilnehmer auf einer Treppe, umgeben von Blumen. So etwas. Das Team um Pettenkofer soll in Bild und Ton vermitteln, dass der Kampf um das Verzögern der Klimaerwärmung in den Kongresshallen auf der Blumenwiese in der Rheinaue ein Akt der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung ist.

Pettenkofer ist Bonner. In Bonn geboren, in Bonn aufgewachsen. Er hat hier studiert („mit mäßigem Erfolg“) und ein PR-Volontariat absolviert. Dass er tut, was er tut, hat er einem glücklichen Umstand zu verdanken. 1989 absolvierte er im zarten Alter von 16 Jahren ein Praktikum bei einer Filmproduktion. „Ein Kameraassistent wurde krank, und da hat man mich gefragt, ob ich nicht mit nach Berlin kommen will.”

Damals tobte dort der Bär. Die Mauer war gefallen, die Einheit wurde gefeiert. Der heute 44-Jährige erlebte das als Jungspund alles hautnah mit: Interviews mit dem damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Bundeskanzler Helmut Kohl. Schwere Taschen, Kameras, Stative zur Mauer schleppen und wieder zurück in irgendwelche Berliner Straßenecken. „Ab da war ich verloren für diesen Job”, sagt er heute.

In der Folge beschritt der verheiratete Familienvater den damals klassischen Weg über Kamerassistenzen hin zum Kameramann. Er arbeitete im RTL-Hauptstadtstudio, später für diverse Auftraggeber als freier Mitarbeiter. Er tingelte für das ZDF durch Äthiopien, Burkina Faso und Mali, bis er sich vor 14 Jahren erstmals selbstständig machte.

Die Arbeit mit der Technik hat sich stark verändert in diesen Jahren. Bei der Cop23 setzt das Unternehmen Drilling aktuell vier Kameras auf dem Gelände ein. Zwei zusätzliche Zeitrafferkameras stehen auf dem Posttower. Sie haben schon vor der Klimakonferenz die wachsenden Aufbauten auf der Blumenwiese eingefangen. Auch mit Kameradrohnen wurde durch die Gänge geflogen. Aus diesen Aufnahmen sind Filme entstanden, die bereits vor der Cop23 zu sehen waren und immer wieder während der Weltklimakonferenz über die sozialen Medien und Youtube gespielt werden.

„Die Digitalisierung hat für unsere Arbeit einen enormen Fortschritt“, sagt Pettenkofer. Sie bedeute aber zugleich zunehmende Konkurrenz. „Heute kann man einen Schnittplatz für 3000 Euro einrichten, aber zum Glück reicht das alleine noch nicht aus für einen guten Film.“

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