Ehemalige Bonner Landtagsabgeordnete Das ist Renate Hendricks

Bonn · Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Renate Hendricks in Politik und Gesellschaft. Wir stellen sie im Rahmen unserer Serie "Bonner Köpfe" vor.

Nach mehr als 30 Jahren Engagement in Politik und Gesellschaft muss auch mal Schluss sein: Als die Bonner Landtagsabgeordnete Renate Hendricks (SPD) ihre Entscheidung traf, für eine vierte Legislaturperiode nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen, war die Mutter von fünf Kindern bereits siebenfache Großmutter und das achte Enkelkind unterwegs.

Am Donnerstag trat der neue Landtag zum ersten Mal zusammen. Wehmut verspürte die 65-Jährige nicht. „Ich habe jetzt endlich mehr Zeit für meine Enkelkinder. Ich bin aber sehr dankbar dafür, dass ich die Bonnerinnen und Bonner im Landtag so lange vertreten durfte“.

Seit 2005 gehörte sie dem NRW-Landtag an. Zuvor hatte sich die gebürtige Aachenerin mehr als 20 Jahre lang in der Elternarbeit auf Stadt-, Landes- und Bundesebene einen Namen gemacht. Wie bei so vielen begann bei Hendricks, die seit 43 Jahren mit dem Mathematiker Ludwig Hendricks verheiratet ist, die ehrenamtliche Laufbahn, als das erste Kind in den Kindergarten kam.

Unbezahlter Fulltime-Job

Die Familie lebte damals in Kessenich. Bis dahin hatte die Sozialpädagogin den Sozialen Dienst einer Werkstatt für Behinderte geleitet. Mit der Einschulung des ältesten Sohn Lukas übernahm sie den Pflegschaftsvorsitz an der Grundschule und gründete einen Förderverein. Hendricks erinnert sich noch gut: „Wir haben damals dafür gesorgt, dass die Schule eine Aula bekam.“

Aus dem Ehrenamt in der Grundschule wurde schnell ein unbezahlter Fulltime-Job. Wer Renate Hendricks kennt, weiß: Die Frau macht keine halben Sachen. Sie sah die Probleme der jungen Mütter, die in den Beruf zurückkehren wollten, aber die Betreuung ihrer Kinder überwiegend nur privat und für teures Geld sicher stellen konnten.

Wozu natürlich viele Familien gar nicht in der Lage waren. Hendricks und ihr Mann hatten sich zu diesem Zeitpunkt ganz bewusst für eine Großfamilie entschieden: „Ich wollte eine große Familie, weil ich es für wichtig halte, Leben weiter zu geben und für einander einzustehen.“

Langjährige Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft

Hendricks, damals in der FDP, setzte sich früh für Ganztagsschule und Ganztagsbetreuung ein, biss damit aber in ihrer Partei auf Granit. „Die hatten ein total vernageltes Bild von Bildung“, erinnert sie sich. Hendricks ließ nicht locker: Sie gründete und leitete unter anderem die Landeselternschaft Grundschulen, danach wurde sie Vorsitzende der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW.

Von 1998 bis Mai 2004 war sie Vorsitzende des Bundeselternrates. Außerdem war sie zwölf Jahre lang Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft in Bonn. Von 1989 bis heute engagierte sie sich zudem als Sachkundige Bürgerin im Schulausschuss der Stadt Bonn, zuletzt nur noch sporadisch.

Austritt aus der FDP

Politik ist der scheidenden Landtagsabgeordneten in die Wiege gelegt worden: Geboren als Renate Suht ist sie sozusagen indirekt verwandt mit Konrad Adenauer. Ihr Großonkel Willi Suth war mit Adenauers Schwester Lilly verheiratet und Oberstadtdirektor von Köln. Die Mutter gehörte der FDP-Fraktion im Aachener Stadtrat an. 2004 trat Renate Hendricks im Mai aus der FDP aus und im Oktober in die SPD ein.

Der Bonner SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber hatte das Talent der Frau mit der starken Stimme für Bildung und Chancengleichheit erkannt und sie als Landtagskandidatin gewinnen können. Eine gute Wahl, wie sich 2012 zeigte: Hendricks holte als erste SPD-Kandidatin den bis dahin als CDU-Hochburg geltenden Wahlkreis 30 (Bad Godesberg, Hardtberg und südliches Bonn) direkt.

Zuvor war sie zweimal über einen sicheren Listenplatz in den Landtag eingezogen. Unter anderem den Ausbau des Ganztagsangebots in Kita und Schule zählt sie mit zu den Erfolgen ihrer landespolitischen Laufbahn.

Für Sanierung der Beethovenhalle ausgesprochen

Renate Hendricks gehört zu den Menschen, die mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten – auch wenn sie dabei ihren eigenen Parteifreunden auf die Füße treten muss. Im Gegensatz zur Bonner SPD hatte sie sich gegen den Neubau eines Festspielhaus und für die Sanierung der Beethovenhalle ausgesprochen. „Ich habe mir noch nie von jemanden vorschreiben lassen, wie ich zu denken habe“, sagt sie. Mittlerweile ist sie Vizevorsitzende des Vereins ProBeethovenhalle.

Neben Mandat und allen Ehrenämtern – sie ist unter anderem Mitglied im Kuratorium Museum Koenig Bonn sowie Vorsitzende der in Bonn ansässigen Stiftung Entwicklung und Frieden – hat Hendricks jahrelang den Trägerverein für das ehemals städtische Schullandheim Brohl-Lützing geführt. Die Stadt wollte es damals aus Kostengründen aufgeben.

Hendricks und ihre Mitstreiter haben 15 Jahre durchgehalten, bis auch sie Ende des vorigen Jahres die Segel streichen und das Haus endgültig schließen mussten.

Übrigens: Ganz loslassen von der Politik kann die 65-Jährige nicht, die mit ihrem Mann Ludwig inzwischen dem Rhein ein Stück näher gekommen ist und in der Gronau lebt. Hendricks will sich wieder als Sachkundige Bürgerin im Schulausschuss einbringen. Schließlich sind die ersten Enkel in der Schule und das Thema Bildung lässt sie einfach nicht los.

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