Hohe Kosten Bonner Brunnen sind kein Auslaufmodell

Bonn · Die Kosten für Wasserspiele sind durch Reparaturen und Vandalismus im Jahr 2017 stark gestiegen. Die Stadt will die Bonner Brunnen dennoch nicht stilllegen.

 Ralph Müller und Willi Maur reparieren eine Pumpe an ihrem Werkstattwagen.

Ralph Müller und Willi Maur reparieren eine Pumpe an ihrem Werkstattwagen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Bonner und ihre Brunnen haben eine zwiespältige Beziehung. Niemand will sie missen, trotzdem werden sie beschädigt und zugemüllt. „Wenn sie nicht sprudeln, bekommen wir jede Menge Beschwerden“, sagt Brunnentechniker Willi Maur. Die ersten Bürger haben sich schon gemeldet: Denn das städtische Gebäudemanagement ist dieses Jahr etwas spät dran. Der Werkstattanhänger ist defekt, weshalb es noch bis Ende Mai dauern könnte, bis alle Fontänen in die Höhe spritzen. Auch wenn die Unterhaltung der Brunnen teuer ist, will die Stadtverwaltung den Bonnern weiterhin diesen Luxus gönnen und sucht Paten.

Das Schicksal der knapp hundert Brunnen im Stadtgebiet liegt in den Händen von zwei Männern: Willi Maur (60) und Ralph Müller (55). Die Monteure sind das ganze Jahr dafür zuständig, dass die Quellen nicht versiegen. „Ab Ostern sprudeln zuerst die in der Innenstadt, dann folgen die Stadtbezirke“, sagt Maur. Mit seinen 38 Dienstjahren kennt er jede Eigenheit der Pumpen, jeden möglicherweise verstopften Abfluss, jede Verkabelung in den Schaltschränken. Im Winter ist ihre Basis der Keller des Frankenbads, im Sommer der speziell ausgestattete Werkstattwagen samt Anhänger.

„Der neue Anhänger ist gerade mal ein Jahr alt“, erzählt Maur. Zu Beginn der Brunnensaison, die mit der letzten Frostperiode eingeläutet wird, machte das Gefährt schlapp. Diagnose: Achsenbruch. Die Reparatur wird noch dauern. Bis dahin müssen Maur und Müller improvisieren. Zwar haben sie in den Transporter eine kleine Werkbank eingebaut, das nötige Werkzeug müssen sie trotzdem jeden Abend verladen. „Wir planen unsere Routen jetzt anders, weil wir immer nur einen Aufgabenbereich erledigen können.“ So passen beispielsweise der Staubsauger für die Brunnen und die Materialien nicht gleichzeitig auf die Ladefläche. „Die zusätzlichen Fahrten kosten Zeit“, sagt Maur.

Im Winter werden die Pumpen überholt

Auch im Frankenbad ist es eng. Auf den Tischen im nicht öffentlich zugänglichen Keller, die zwischen Klär- und Schwimmbecken stehen, sammeln sich im Winter unzählige Pumpen. „Das ist die Zeit, in der wir die Teile überholen“, sagt Müller, der vor fünf Jahren von den Schwimmbadtechnikern in die Brunnenkolonne wechselte. Im Herbst werden die Pumpen aus fast allen Brunnen ausgebaut, damit sie durch gefrierendes Wasser nicht beschädigt werden. Löten, Fetten, Bauteile wechseln. „Durch gute Wartung halten die Pumpen länger.“ Die Qualität von früher sei mit der von heute aber nicht zu vergleichen. Die schweren Modelle aus Guss, die unter dem Brunnen am Kaiserplatz arbeiten, sind teilweise 40 Jahre alt. „Die neuen aus Aluminium sind schon nach sieben Jahren durch Rost zerfressen. Da hilft dann auch kein Anstrich.“

Zwischen 130.000 und 140.000 Euro kosten Wartung, Wasser und Strom aller Bonner Brunnen pro Jahr. Ein Drittel davon entfällt auf die Wartung. „Im vergangenen Jahr lagen die Gesamtkosten mit 177.000 Euro relativ hoch“, sagt Monika Gehrmann, stellvertretende Leiterin des Tiefbauamts. Dazu beigetragen hätten der Vandalismus im Grünzug Bonn-Nord mit rund 6000 Euro und die Reparatur der Fontäne im Rosengarten an der Rheinaue mit 9000 Euro. Um die Belastung für den Haushalt möglichst gering zu halten, hat die Stadt vor fünf Jahren ein Patenprojekt (siehe Kasten) gestartet. Bisher läuft es verhalten: 2017 gab es Paten für 15 Brunnen, die sich mit insgesamt 3730 Euro an den Energiekosten beteiligten. Es gibt immer wieder Bürger, die sich außerordentlich engagieren. So hat die Nachbarschaft des Brunnens an der Wachsbleiche mehrere Tausend Euro gesammelt, um ihn nach jahrelangem Stillstand wieder in Betrieb zu nehmen.

Spüli sorgt für Riesensauerei

Obwohl die Brunnen beliebt sind, werden sie auch immer wieder beschädigt. Mal liegt eine Bank im Becken, Skater brechen Kanten aus den Fugen oder jemand kippt Spülmittel ins Wasser. „Das Spüli ist immer eine Riesensauerei, es dauert Stunden, bis wir alle Leitungen freigespült haben“, erzählt Maur. Besonders oft passiere das am Brunnen am Kaiserplatz, an dem in der Winterpause auch viel repariert werden musste.

„Doch so schön wie früher sieht es hier nicht mehr aus“, sagt Anwohner Johannes Vollmar. Kein Wunder, denn es wird gespart. Die roten Marmorplatten, die vor Jahrzehnten für Unsummen in Skandinavien abgebaut und in Italien geschleift wurden, sind rissig. Unter den Pilzen, aus denen das Wasser spritzt, gab es früher mal eine Beleuchtung. Sie wurde ausgebaut, weil sie häufig defekt war. Eine Umrüstung auf LED-Technik ist zu teuer. Es wird zwar gespart, aber stilllegen will die Stadtverwaltung die Brunnen nicht. „Sie sind beliebte Treffpunkte, fördern die Gemeinschaft zum Beispiel durch Brunnenfeste und steigern die Attraktivität des Stadtbildes“, sagt Gehrmann. Die Wirtschaftlichkeit werde ständig geprüft. „Doch auch in Zukunft werden Brunnen eine Rolle spielen.“

So wie das neue Wasserspiel an der Riesengebirgsstraße des Projekts Soziale Stadt Tannenbusch. Im Wasser baden oder es gar trinken sollte man indes nicht: Es wird nicht gereinigt und kann viele Bakterien enthalten. Nur aus dem Obelisk auf dem Marktplatz fließt Trinkwasser.

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