Bundesjugendorchester Schwerelos durchs Klanggewitter

Es ist ein Stück nur aus Clustern: mal höher, mal tiefer bewegt sich der Orchesterklang quer durch Tonhöhen und Klangfarben, eine diffuse Klangwolke, die immer wieder in allen Parametern changiert, Tinnitus-Attacken und basslastige Urgewitter inklusive.

 Konzentriertes Spiel: Das Bundesjugendorchester zeigt eine beeindruckende Kostprobe aus der aktuellen Arbeitsphase, die es unter Marc Albrecht absolviert.

Konzentriertes Spiel: Das Bundesjugendorchester zeigt eine beeindruckende Kostprobe aus der aktuellen Arbeitsphase, die es unter Marc Albrecht absolviert.

Foto: Horst Müller

"Atmosphères" von György Ligeti, mit dem das Bundesjugendorchester sein Konzert im Forum der Bundeskunsthalle begann, ist längst zum Klassiker der Neuen Musik avanciert, vor allem auch durch Stanley Kubricks Kinoklassiker "2001 - Odyssee im Weltraum", dem das Konzert sich ebenso programmatisch verpflichtete wie der aktuellen Ausstellung der Bundeskunsthalle "Outer Space".

Das Bundesjugendorchester, das in der aktuellen Arbeitsphase von Marc Albrecht geleitet wird, widmete sich diesem revolutionären Stück gleich zu Anfang seines Konzertes mit großartigem Klangsinn und einer Wucht, die großen Eindruck hinterließ. Zwar gab es durchaus noch heikle Passagen, etwa den wie aus dem Nichts kommenden Anfang, denen man ihre Fragilität anhörte, doch schmälerte dies diesen grandiosen Auftakt mitnichten. In der ersten Konzerthälfte gab es noch ein weiteres Werk des 20. Jahrhunderts zu hören: "Tout un monde lointain..." von Henri Dutilleux, ein Cellokonzert das nicht nur an den Solisten höchste Anforderungen stellt. Hier nahm Alban Gerhard die Herausforderung an, der das Werk mit einer fast überirdisch anmutenden Präsenz spielte. Das Bundesjugendorchester spielte den Orchesterpart fabelhaft.

Zum Abschluss gab es einen Klassiker, der wie "Atmosphères" in Kubricks Film eine tragende Rolle spielt: Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra". Auch hier führte Albrecht das Bundesjugendorchester sehr umsichtig durch alle filigranen Auswüchse und eruptiven Ausbrüche des gigantomanischen Werkes. Bewundernswert waren vor allem die solistischen Leistungen, vor allem die des Konzertmeisters, wie auch die generelle musikalische Disziplin des gesamten Klangkörpers.

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