Poppelsdorfer Schlosskonzert Oboentöne in tropischer Sommernacht

Es ist ja nicht so, dass sich die Poppelsdorfer Schlosskonzerte der Klassischen Philharmonie Bonn so großer Beliebtheit erfreuen, weil das Publikum hofft, neue und unbekannte Werke zu entdecken. Gleichwohl kann auch das vermeintlich Bekannte für Aufhorchen sorgen.

 Oboistin Tsai-Chen Juan und Heribert Beissel.

Oboistin Tsai-Chen Juan und Heribert Beissel.

Foto: Horst Müller

Wenn es etwa einer frischen und transparenten Darbietung gelingt, die Strukturen der Musik freizulegen und die vertrauten Melodien und Motive plötzlich ein bisher nur geahntes Funkeln entwickeln.

Ein sehr gutes Beispiel für diesen Effekt war die Interpretation von Mozarts Serenade Nr. 13 in G-Dur KV 525, besser bekannt als "Eine kleine Nachtmusik". Mit diesem Stück eröffnete die Klassische Philharmonie Bonn unter dem akzentuierten Dirigat von Heribert Beissel das 2. Poppelsdorfer Schlosskonzert.

Ein Werk voll eingängiger Melodien, längst vereinnahmt von Kitsch und Kommerz. Die Musiker jedoch boten eine ausgesprochen feine Aufführung der "Nachtmusik" voller Esprit. Sie brillierten mit exzellenter Dynamik auf kleinstem Raum, meisterhafter Artikulation und klarer Linienführung.

Mit dem Oboenkonzert von Haydn in C-Dur Hob.Vllg:C1 hatte dann Tsai-Chen Juan ihren großen Auftritt. Vom ersten Ton an fesselte die junge Oboistin die Aufmerksamkeit der Zuhörer, nahm ein mit Virtuosität, sauberer Intonation und vor allem mit der beeindruckenden Leichtigkeit ihres schönen Kantilenen-Spiels. Das zurückhaltende, aber präsente Orchester bot ihr dafür stets einen ebenmäßigen Klangteppich. Tsai-Chen Juan, seit 2013 Solo-Oboistin der Klassischen Philharmonie Bonn, bedankte sich für den großen Applaus mit einer Zugabe.

Den - offiziellen - Schlusspunkt setzte Schuberts Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, geschrieben im Geiste von Mozarts Sinfonie g-Moll KV 550. Die kammermusikalische Besetzung gibt diesem Stück einen ganz eigenen beinah intimen Charakter. Auch hier ging die Klassische Philharmonie Bonn sehr differenziert zu Werke, agierte und reagierte fein abgestimmt auf einander, setzte deutliche Akzente im Menuett, gab aber auch das inniglich-melodiöse Andante kongenial wieder. Begeisterter Beifall, der zwei Zugaben nach sich zog. Mit ungewohnten Pizzicato-Klängen der Streichinstrumente entließ die Klassische Philharmonie Bonn das bestens unterhaltene Publikum in eine tropische Sommernacht.

Das nächste Poppelsdorfer Schlosskonzert am Samstag, 26. Juli, 20.30 Uhr. Karten u.a. an der Theaterkasse in der Galeria Kaufhof.

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