Oper kommt nach Bonn Märchenhafte Oper für die ganze Familie

BONN · Die in Düsseldorf zu sehende Kinderoper "Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte" kommt im Februar nach Bonn

 Auf der Suche nach dem ersehnten Schlafmittel: Lena (Alma Sadé) und Leander (Dmitri Vargin).

Auf der Suche nach dem ersehnten Schlafmittel: Lena (Alma Sadé) und Leander (Dmitri Vargin).

Foto: Hans Jörg Michel

Schlafen ist eine verhexte Sache. Zumal, wenn man wie Lena erst nicht mehr schlafen möchte und es dann, trotz guten Willens, einfach nicht mehr kann. Nachdem ihr Freund Leander versehentlich einen Vogel getötet hat, kommt es zum zentralen Missverständnis: Um Lena über den Tod des Tieres hinwegzutrösten, erzählt er ihr, der Vogel schlafe nur. Lena glaubt ihm kein Wort. Aus Angst vor dem Tod fasst sie den felsenfesten Beschluss, nie wieder schlafen zu wollen.

Ihre Schlaflosigkeit wird zum raumgreifenden Problem in Marius Felix Langes Familienoper "Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte", die nun am Düsseldorfer Opernhaus unter der Leitung von Christoph Stöcker Premiere hatte.

Die Auftragskomposition hat Ambitionen: In den vergangenen Jahren hat die Oper am Rhein mit gehörigem Erfolg vier große Produktionen für junges Publikum gezeigt. Für "Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte" ist das Haus eine Kooperation mit dem Theater Dortmund und dem Theater Bonn eingegangen. So erlebte das Werk seine Uraufführung im Februar dieses Jahres in Duisburg.

Dem Berliner Komponisten Lange und seinem Librettisten Martin Baltscheit, der für seine Arbeit als Autor unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, gelingt es, eine wundersam lehrreiche und doch nicht belehrende Geschichte von Leben und Tod zu erzählen. Lena und Leander ziehen gemeinsam in die Welt aus, um das ersehnte Schlafmittel für das Mädchen zu finden. Dabei begegnen sie allerlei Gefahren und sammeln Erfahrungen , und all das passiert ohne den didaktisch erhobenen Zeigefinger - dafür mit umso mehr Sensibilität. Das zeigt sich vor allem im Umgang mit dem Thema Tod. Dieser tritt den beiden Suchenden in Person des Totengräbers mehrmals entgegen, kann aber schlussendlich gegen die Liebe nichts ausrichten.

Die Inszenierung von Johannes Schmid findet klare, eingängige Bilder. Die freundliche, doch leicht aus den Angeln gehobene Märchenwelt präsentiert sich in starken Farben. Das beschauliche Heimatdorf Lenas und Leanders ist in verzerrter Vogelperspektive auf einem Prospekt zu sehen, davor eröffnet sich Naturidylle. Bei aller Gemütlichkeit - die Enge und die Engstirnigkeit der Dorfbewohner, die auf Lenas Schlaflosigkeit mit ängstlicher Gewalt reagieren, entwickelt mit einem Paukenschlag bedrohliche Zugkraft. Die Heimsuchung der Ärzte, die wie eine Armada über Lena herfallen, ohne Heilung in Aussicht stellen zu können, ist ein Beispiel für das nuancierte Zusammenspiel der Solisten, des Chors und der Tänzer.

Überhaupt lebt die Aufführung von der Spielfreude aller Beteiligten. Alma Sadé lässt ihre quirlige Lena nur so über die Bühne hüpfen, ihr kraftvoller Sopran ist Lebensfreude pur. Die Abenteuerlust steht dem Bariton Dmitri Vargin (Leander) ebenso ins Gesicht geschrieben, auch seine Stimme überzeugt nach kurzen Anfangsschwierigkeiten.

Hervorzuheben ist auch Johannes Preißinger als Mond, dessen Tenor voll und klar als Ruhepol der Komposition gelten darf. Das Altstadtherbst-Orchester spielt unter Christoph Stöcker präzise, die ausgereiften Melodiebögen Langes korrespondieren mit der dichten Erzählung dieses Opernabends, der keineswegs müde macht.

Die Oper hat im Februar 2015 in Bonn Premiere.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Porträt Venedigs am Piano
Iiro Rantala und Fiona Grond beim Jazzfest Ein Porträt Venedigs am Piano
Zum Thema
Aus dem Ressort