Moderne Puppenbauer Liebe und Verzweiflung

Puppet Empire baut für die Produktion der Kammerspiele das "Fliewatüüt" nach.

 Das Team von Puppet Empire: (von links) Marc Mahn, Stefan Silies und Till Nachtmann. FOTO: THILO BEU

Das Team von Puppet Empire: (von links) Marc Mahn, Stefan Silies und Till Nachtmann. FOTO: THILO BEU

Zehntausend Legosteine in Übergröße, ein 3D-Drucker, Tablets und jede Menge anderer Spielsachen: Die Arbeit von Till Nachtmann, Stefan Silies und Marc Mahn klingt nach dem Traum eines jeden jungen Bastlers. Die drei Puppenbauer, die in Köln zusammen mit zwei Kollegen das Puppet Empire betreiben, haben sich mit diesen Bauteilen ein Stück weit selbst in die Kindheit zurückversetzt - und diverse Figuren für das Familientheaterstück "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" gebaut, das am kommenden Freitag in den Kammerspielen seine Premiere feiern wird.

Wenn die Drei über ihre Arbeit erzählen, beginnen ihre Augen zu leuchten. "In diesem Stück konnten wir uns so richtig austoben", erzählt Silies im Interview und lacht. "Das Stück lebt immerhin von der großen Technikaffinität" - und die haben er und seine Kollegen durchaus mit der Hauptfigur gemein. "In gewisser Weise sind wir alle Tobbi", sagt Nachtmann amüsiert. Passt, zumal das Trio tatsächlich sowohl den Roboter Robbi als auch das legendäre Fliewatüüt gebaut hat. Für Letzteres haben 9000 der georderten Legosteine Verwendung gefunden. "Ich denke, man spürt die Liebe, Leidenschaft und Verzweiflung, die in diesem Gefährt steckt", stellt Nachtmann fest.

Während das Multifunktionsfahrzeug vor allem Nerven gekostet hat, erforderte der Multifunktions-Maschinenmensch Robbi vor allem viel Denkarbeit. "In dem Kostüm steckt ja Alois Reinhardt, und erst durch sein Spiel haben wir während der Proben festgestellt, was wir alles ändern mussten. Zum Beispiel hatten wir Robbi ursprünglich viel klobiger konzipiert, doch damit hatte Alois nicht die nötige Bewegungsfreiheit", erklärt Mahn. Auch der 3D-Drucker, der im Kostüm integriert ist, hat inzwischen eine neue Form bekommen. "Den wollte ich unbedingt einsetzen", erinnert sich Silies. "Wir hatten ihn gerade neu, um zum Beispiel Augenmechaniken selbst herstellen zu können, als der Auftrag vom Theater Bonn kam. Uns war sofort klar: Robbi musste einfach sein, aber viel können. Und dann stand da dieses wunderbare Gerät ..."

Die Puppenbauer genießen es sichtlich, aus dem Vollen schöpfen zu können. "Bei jeder Produktion stehen wir ja vor neuen Herausforderungen, das macht für uns einen Teil der Faszination aus", sagt Silies über die Arbeit von ihm und seinen Kollegen. "In diesem Fall waren es eben die Komplexität und die Größe. Bei einem Film kann man zum Beispiel ein Handmodell bauen, das greifen kann, und arbeitet dann mit entsprechenden Kameraeinstellungen. Auf der Bühne geht das nicht. Wir haben ja unter anderem auch das Ungeheuer Nessie gebaut - so eine große Puppe haben wir vorher noch nie konstruiert."

Premiere am Freitag, 20. November, danach 29.11. bis 1.12., 6.12. bis 8.12., 13.12. bis 18.12. Weitere Termine bis einschließlich 1. Februar 2016. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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