Internationale Stummfilmtage Kino-Atmosphäre im Bonner Arkadenhof fasziniert

BONN · Ob dieses cineastisch auf höchstem Niveau stattfindende Filmfestival in Zukunft weiter wie bisher durchgeführt werden kann, ist derzeit jedoch noch nicht sicher. Zuschuss der Stadt müsste verdoppelt werden.

Etwa 20 Minuten vor Filmbeginn greift Rüdiger Ruß vom Förderverein Filmkultur Bonn zum Mikrofon: "Wir werden in Kürze den Innenhof schließen müssen. Daher bitte ich alle Besucher zusammenzurücken." Nur noch wenige Gäste werden in den Innenhof des Unihauptgebäudes gelassen, bevor tatsächlich die Türen verschlossen werden müssen. 1500 Leute sind in dieser lauen Sommernacht zum 28. Bonner Sommerkino gekommen, um sich unter freiem Himmel den Stummfilm "Drei Ehrliche Banditen" anzusehen.

Einige von ihnen haben sich bereits zwei Stunden vor Filmbeginn die besten Plätze gesichert, um den John-Ford-Western auf der 100 Quadratmeter großen Leinwand perfekt verfolgen zu können. Doch auch das Geschehen vor Filmbeginn ist fast so spannend und unterhaltsam wie der Film selbst: Als Rüdiger Ruß nach Helfern für den Flügeltransport fragt, eilen gleich rund ein halbes Dutzend Männer herbei.

Das Hereintragen und Aufbauen des Flügels wird anschließend mit Szenenapplaus belohnt. Alle von Kurator Stefan Drössler ausgewählten Filme, die während der zehntägigen Internationalen Stummfilmtage über die Leinwand flimmern, werden von erfahrenen Stummfilmmusikern live begleitet. Doch kurz bevor die "Drei ehrlichen Banditen" zu ihren Abenteuern aufbrechen, herrscht Aufregung bei den Organisatoren: Der Pianist ist noch nicht da. Erst in letzter Sekunde rast der britische Stummfilmmusiker Neil Brand mit dem Taxi heran.

Während die ersten Live-Töne erklingen und der Vorfilm "Der Scherz" Lacher im Publikum auslöst, stehen zahlreiche Besucher hinter verschlossenen Türen und hoffen, noch hereingelassen zu werden. Drinnen sind die 1500 Gäste von der Vorführung und dem Ambiente des Arkadenhofs fasziniert. "Es kommt äußerst selten vor, dass Leute während des Films gehen", erklärt Kristina Wydra, Pressesprecherin des Fördervereins Filmkultur Bonn.

Und das obwohl die Besucher keinen Eintritt zahlen brauchen. Dass die Besucher dieses vom Förderverein Filmkultur Bonn, der Universität Bonn und dem Filmmuseum München präsentierte Spektakel kostenlos erleben dürfen, ist der Förderung durch die Stadt Bonn, der Film- und Medienstiftung NRW und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zu verdanken.

Ob dieses cineastisch auf höchstem Niveau stattfindende Filmfestival in Zukunft weiter wie bisher durchgeführt werden kann, ist derzeit jedoch noch nicht sicher, wie Hauptorganisatorin Sigrid Limprecht berichtet: "Um das Niveau halten zu können, müsste der städtische Förderansatz verdoppelt werden." Bisher wurde das Festival mit 40.000 Euro pro Jahr von der Stadt bezuschusst. Insbesondere aufgrund der gestiegenen Technikkosten im digitalen Zeitalter ist das Festival mit dieser Summe nicht mehr durchführbar.

Sollte der städtische Zuschuss nicht verdoppelt werden, ist die Zukunft des Festivals in Gefahr, betont Limprecht und fügt hinzu: "Man würde einen Schatz kaputt machen, den wir über 20 Jahre aufgebaut haben." Dieser Schatz gewinnt nicht nur durch die internationalen Filmperlen an Wert, sondern auch durch die ausgezeichneten Musiker, die die Filme begleiten.

Um diese Musik noch stärker ins Rampenlicht zu rücken, hat Ilona Schmiel, Intendantin des Bonner Beethovenfestes, einen mit 2000 Euro dotierten Musikpreis ins Leben gerufen, der am Sonntag vor Filmbeginn an die beste Begleitmusik des Festivals verliehen wird.

Das Programm:
Am Samstag, stehen ab 21 Uhr zwei Filme auf dem Programm: "Gefahren der Brautzeit" mit Marlene Dietrich und Buster Keaton in "Der Mann mit den 1000 Bräuten". Am Sonntag erläutert Martin Girod ab 21 Uhr anhand von Ausschnitten aus 14 Stummfilmen die verschiedenen Arten der Darstellung, anschließend beendet der russische Klassiker "Zehn Tage, die die Welt erschüttern" das Festival. Einlass ist jeweils um 19 Uhr.

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