Get Well Soon im ausverkauften Gebäude 9 in Köln E-Mail an Heidegger
Köln · Das leicht indignierte Gesicht des jungen Mannes im weißen Anzug gibt ihm eine schnöselige Ausstrahlung, der man nur mit einem ganz besonders überraschenden Gedanken nahezukommen meint. Zum Beispiel dem Statement: "Martin Heidegger ist für mich der größte Skifahrer, den Süddeutschland hervorgebracht hat."
So leitet Konstantin Gropper, Kopf von Get Well Soon, humorig den Titel "Mail To Heidegger" von seiner EP-Trilogie "The Lufthansa Heist/Henry/Greatest Hits" ein. Für den zweiten Teil, eine Hommage an den von ihm geliebten Schriftsteller Arnold Stadler, hat er sich in Schale geworfen - eben in jenen weißen Anzug - und macht den Crooner.
Mit seiner Baritonstimme erinnert er an Adam Green und klingt ähnlich belanglos. Höflicher Beifall, der Gropper zu missfallen scheint. "Köln, wo bleibt die rheinische Frohnatur?" Aber wie soll man bei dieser Musik in ausgelassene Stimmung kommen?
Dabei war der Einstieg vielversprechend. Get Well Soon erscheinen mit vier Gitarren, die beim Opener "The Pope Washed My Feet In Prison" zu einer die Sinne vernebelnden Séance verschmelzen.
Ein Stück wie dieses bleibt aber die Ausnahme, weil der Mannheimer einem Talent vertraut, das nicht wirklich zu seinen Stärken gehört: seiner dunklen Stimme. Im dritten Teil des Abends covert er Hits, so auch George Michaels "Careless Whisper" , das er meist eine Oktave tiefer singt - was auch im Get-Well Soon-Gewand keine Bereicherung ist.
Am Ende holen Get Well Soon dann doch noch einmal richtig aus. Mit "You Cannot Cast The Demons" spielen sie sich in einen drumgetriebenen Rausch, der an die Kollegen von Arcade Fire erinnert und sie sogleich vergessen lässt. Gropper kann es fast besser.
