Hirschhausen und Cantz im Haus der Springmaus "Das kann ja wohl nicht alles sein!"
Bonn · Kommen Eckart von Hirschhausen und Guido Cantz ins Haus der Springmaus und erzählen drei Stunden lang einen Witz nach dem anderen. Kein Witz! Für die Show der beiden Fernsehroutiniers, die an zwei Abenden an der Endenicher Frongasse auftraten, benötigte man gutes Sitzfleisch und eine gewisse Bescheidenheit, was das Humorverständnis betrifft.
In der losen Reihe "Ist das ein Witz? Kommt ein Entertainer zum Arzt" hatte Hirschhausen bereits den kürzlich verstorbenen Hellmuth Karasek sowie Jürgen von der Lippe zum "Witze-Duell" (Presseinformation) eingeladen. Nummer drei ist jetzt also Guido Cantz, durch die Moderation des ARD-Dinos "Verstehen Sie Spaß?" und seine annähernd ein Vierteljahrhundert umfassende Erfahrung als Büttenredner im rheinischen Karneval der wohl bislang gefährlichste Duellant für Doktor Hirschhausen.
Um das ohnehin geneigte Publikum bereits vorab zu belohnen, erhält jeder Zuschauer eine Wertmarke für ein Freibier. Und zum Auftakt setzt Hirschhausen gleich mal die erste Duftmarke: "Mami, ich bin jetzt 15, darf ich mal deinen BH tragen? - Nein, Thomas." Der Saal lässt ein gurgelndes Lachen ertönen, doch Cantz setzt noch einen drauf: "Der gehört aber eigentlich nach Köln, oder?" Das Gurgeln verwandelt sich in ein Rasseln. Es folgt der übliche, offenbar unvermeidliche Parcours: Witze über Besoffene, die Abteilung Köln versus Düsseldorf, der Pfaffe und seine Haushälterin. Das Duo scheut weder Sodomiescherze noch anzügliche Jesuswitze, und eine lange Strecke des Abends zielt auf die Spielarten der Promiskuität ab. Manches besitzt fast schon erfrischend unbekümmerten "Eis-am-Stiel"-Charme: "Was sagt die Bademeisterin nach dem Sex? - Raus aus dem Becken!"
Etwas versöhnlicher stimmen die von Cantz vorgetragenen Limericks, gar nicht mal so übel. Und Hirschhausen erzählt zum Ende hin von dem jungen, hektischen Radioreporter, der einen Hundertjährigen interviewt und diesen nach der Erfolgsformel fragt, um ein solch biblisches Alter zu erreichen. Der Greis antwortet: "Ich habe aufgehört, zu streiten." - "Das kann ja wohl nicht alles sein!" ruft der Reporter ungeduldig. "Wahrscheinlich haben Sie recht", sagt der Alte. Nach drei Stunden Witzen am Fließband rauscht einem der Kopf - und ein Gefühl der Leere breitet sich aus. Witzlos.
