Bürger besichtigen Unterkunft in der Provinzialstraße Für die Flüchtlinge ist alles hergerichtet

LENGSDORF · Einrichtungsgegenstände stehen noch verpackt in den Zimmern, Küchen müssen erst noch eingebaut werden. Aber wenn die Flüchtlinge in der ersten oder zweiten Juliwoche das Haus an der Provinzialstraße beziehen, soll alles fertig sein, kündigte Sozialarbeiterin Gabriele Willbrandt gestern Abend beim öffentlichen Besichtigungstermin in der Unterkunft an.

Eigentlich sollten die rund 70 Flüchtlinge schon seit Anfang Juni in dem Haus wohnen, das die Stadt für zehn Jahre angemietet hat. Das verzögerte sich, aber jetzt ist der Einzug absehbar. Die Familien werden in den acht Appartments untergebracht, aber nicht direkt betreut. "Die Leute sollen erst mal ankommen, erst mal zur Ruhe kommen", sagte Familiendezernentin Angelika Maria Wahrheit. Im Haus gibt es tagsüber zwei Hausmeister, nachts und an Wochenenden ist ein Sicherheitsdienst vor Ort.

Denen werde nicht alles ins Haus gebracht: Sie sollten auch das Haus verlassen, so Willbrandt, und sich möglichst in den Bonner Alltag einfinden. Auf der anderen Seite wolle man auch nicht, dass jeder spendewillige Bürger einzeln dort anklopft, um zum Beispiel Hilfsmittel für den Alltag vorbeizubringen. "Die Leute leben hier, und sie haben ihre Privatsphäre." Besser sei es, Güter zum Beispiel bei Caritas, Awo oder der Erstaufnahme-Einrichtung in Muffendorf abzugeben. Grundsätzlich sei jede Hilfe willkommen. "Wir von der Stadt sind natürlich auf Ehrenamtler angewiesen", so Willbrandt.

Auch Sozialarbeiter sind nicht rund um die Uhr im Haus. Viele Flüchtlinge seien gar nicht so sehr auf intellektuelle Hilfe und Betreuung angewiesen, so Wahrheit: "Da sind hochgebildete Leute dabei." Auch bei der Bewältigung traumatischer Erfahrungen brauche nicht jeder die gleiche Unterstützung: "Gerade Kinder verarbeiten das erstaunlich schnell, indem sie sich mit anderen Kindern austauschen." Der Tag der offenen Tür wurde gut von den Bürgern angenommen, die zum Beispiel wissen wollten, was mit den Kindern der Flüchtlinge geschieht. "Alle Kinder gehen natürlich auch zur Schule", sagte Willbrandt. Für weitere Angebote sei man auf freie Träger angewiesen, etwa wenn es um kostenlose Sprachkurse gehe: Solange die Ayslanträge der Flüchtlinge nicht bewilligt seien, finanziere ihnen die Stadt diese Kurse nicht.

Nach dieser Einrichtung wird laut Wahrheit voraussichtlich im August die Flüchtlingsunterkunft in der Ermekeilkaserne in Betrieb genommen. "Das wird uns noch mal eine kurze Atempause geben." Aber das Problem, dass es in Bonn zu wenig Wohnraum auch für Flüchtlinge gibt, bleibe und werde dadurch verstärkt, dass die Flüchtlinge im Endenicher Paulusheim nur noch bis April 2016 dort wohnen bleiben können. Dass deren Aufenthalt dort nur vorübergehend ist, war geplant. "Der Investor hat andere Pläne mit dem Grundstück." Der sei aber immer sehr entgegenkommend gewesen, betonte Wahrheit.

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