Syrienflüchtlinge in St. Rochus und Augustinus Schultüten für die Kiwan-Kinder

DUISDORF · 27 Mitglieder der Kiwan-Familie, davon 15 Kinder im Alter von einem bis 16 Jahren, sind mittlerweile auf dem Brüser Berg angekommen. "Die ersten großen Hürden sind genommen", freut sich Guido Zernack, Initiator des Netzwerks Syrienhilfe.

 Feiern gemeinsam: Familie Kiwan mit den Mitgliedern des Netzwerks Syrienhilfe vor der Rochuskirche in Duisdorf.

Feiern gemeinsam: Familie Kiwan mit den Mitgliedern des Netzwerks Syrienhilfe vor der Rochuskirche in Duisdorf.

Foto: Gabriele Immenkeppel

Auf dem Grill brutzelten Hähnchenkeulen und Lammfleisch, in der kleinen Küche füllten die Frauen der Familie Kiwan Pita mit Gemüse und pikanten Gewürzen. Es gab Hummus, Taboulé und Linsensalat: Zu einem geselligen Grillfest traf sich das Netzwerk Syrienhilfe der Katholischen Kirchengemeinde St. Rochus und Augustinus jetzt rund um die Duisdorfer Kirche.

"Wir haben in den vergangenen Monaten viel erreicht und viel gearbeitet. Jetzt müssen wir auch einmal zusammen feiern", freute sich Pastoralreferent Guido Zernack an diesem Nachmittag.

Auf seine Initiative hin hatte sich Anfang des Jahres das Netzwerk gegründet. Im Weihnachtsgottesdienst war auf das Schicksal der Familie von Ahmad Kiwan aufmerksam gemacht worden.

Gemeinsam mit seiner Frau Kathleen versuchte der 37-Jährige Wirtschaftsinformatiker aus Bonn Eltern, Geschwister, Nichten und Neffen aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland zu holen, damit sie in Sicherheit sind.

Dabei engagierte sich jedes Mitglied der Syrienhilfe auf seine Weise: Der eine nutzte seine Verbindungen zur Fluggesellschaft, um einen Rabatt bei den Tickets zu verhandeln, der andere machte sich bei der Wohnungssuche stark und übernahm die Gespräche mit Immobiliengesellschaften.

"Und wir haben Teams, die handwerklich begabt sind. Sie übernahmen Anstreicharbeiten und organisierten den Umzug", erzählte Guido Zernack über den Einsatz der vielen Freiwilligen. Genau darüber freut sich auch Osama Kiwan, ein Bruder von Ahmad: "Ich bin froh, dass wir nicht nur anonyme Unterstützer hatten, sondern dass wir viele Helfer persönlich kennengelernt haben."

Insgesamt 27 Familienmitglieder, davon 15 Kinder im Alter von einem bis 16 Jahren, sind mittlerweile auf dem Brüser Berg angekommen. "Die ersten großen Hürden sind genommen", so Guido Zernack.

Dazu gehörten die Ausreise aus Syrien und die Wohnungssuche. "Jetzt warten andere Aufgaben auf uns." Denn jetzt kümmert sich das Netzwerk darum, dass alle Sprach- oder Inte-grationskurse besuchen.

"Büffeln" müssen auch schon die Jüngsten. Denn für vier Kiwan-Kinder beginnt in dieser Woche der Ernst des Lebens: Sara, Zain, Abd Allah und Mohammad Bebers werden am Donnerstag in die Grundschule Brüser Berg eingeschult.

"Sie sind alle aufgeregt und freuen sich schon sehr auf ihren ersten Schultag", erzählt Kathleen Kiwan. Zwar kennen die Kleinen den Brauch nicht, aber die Erwachsenen haben für die Vier Schultüten gebastelt, um ihnen den Schulstart zu versüßen. Neben den vier i-Dötzchen werden zwei größere Mädchen ab diesem Schuljahr Berufskolleg und Realschule besuchen.

Und auch bei diesem Start in einen neuen Lebensabschnitt konnte sich Ahmad Kiwan auf die Hilfe der Kirchengemeinde verlassen. Über die Caritas bekamen die Kinder Schulranzen, ein Unterstützer überwies sogar 3000 Euro, um alle Schüler der Flüchtlingsfamilie mit dem notwendigen Schulmaterial auszustatten.

"Wir werden nicht nur aus Bonn unterstützt, sondern selbst in Berlin, in der Eifel und in Aachen gibt es Menschen, die mithelfen, dass der Familie hier ein Neuanfang gelingt", berichtete Zernack.

Ganz begeistert von dem Engagement der Kirchengemeinde war auch Weihbischof Ansgar Puff. Er traf sich vor wenigen Wochen mit den Syrern und informierte sich über Probleme und Schwierigkeiten.

Von der Arbeit des Netzwerkes war er offenbar so berührt, dass das "Stiftungszentrum Erzbistum Köln" mittlerweile eine Spende von 30 000 Euro überwiesen hat. Damit gingen seit Anfang des Jahres insgesamt 118 000 Euro auf dem Konto der Syrienhilfe ein. "Unglaublich. Das hätten wir am Anfang des Jahres nie für möglich gehalten", so Guido Zernack.

Wer die Hilfsaktion der Kirchengemeinde unterstützen möchte, findet unter www.au-ro-ed.de entsprechende Informationen.

Röttgenerin stellt neues Buch vor

Den zermürbenden Bürgerkrieg in Syrien beleuchtet die Röttgener Autorin Ingeborg Leonie Entzian in ihrem neuen Buch von einer anderen Seite: "Seltsam... An diesen einen Traum, den ich in Aleppo geträumt habe, kann ich mich genau erinnern. Gewöhnlich kommen Träume ja noch viel schneller abhanden als Kinderhandschuhe oder Regenschirme, aber den Aleppotraum habe ich bis heute nicht vergessen. Und darum schreibe ich ihn auf", heißt es in "Mumkin und Mumukin - Syrien zwischen Tag und Traum".

Die Autorin stellt das Buch am Freitag, 29. August, in der Buchhandlung Goethe & Hafis in der Borsigallee 26 erstmals vor. Mit der Lesung ab 19.30 Uhr wollen die Autorin und die Buchhandlung auch der vielen Opfer des Krieges in Syrien gedenken.

Weil der Platz begrenzt ist, wird um Anmeldung per E-Mail an goethehafis@t-online.de oder unter der Rufnummer 0228/9 25 03 23 gebeten. Der Eintritt ist frei. Es werden jedoch Spenden für die syrischen Flüchtlinge am Brüser Berg gesammelt.

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