Besuchsdienst der Johanniskirchengemeinde: Mensch Nachbar Unangemeldet, aber willkommen

DUISDORF · Eine lange Namensliste liegt auf dem Wohnzimmertisch von Sabine Gosebruch. Hinter jedem Name steht außerdem eine Adresse, einige sind mit einem gelben Textmarker besonders hervorgehoben. "Ich habe in den nächsten drei Monaten rund 21 Besuche zu absolvieren", erklärt Gosebruch mit einem Blick auf die Liste. "Das ist schon eine ordentliche Anzahl", fügt sie noch hinzu, "aber ich freue mich darauf."

 Mit Buch und Glückwunsch-Schreiben besucht Sabine Gosebruch die Geburtstagskinder.

Mit Buch und Glückwunsch-Schreiben besucht Sabine Gosebruch die Geburtstagskinder.

Foto: Max Mühlens

Die 52-Jährige hat im April die Leitung des Besuchsdienstkreises der Evangelischen Johanniskirchengemeinde von Brigitte Dreesen-Hurst übernommen. "Wir besuchen alle Gemeindemitglieder ab ihrem 75. Geburtstag - wir würden dieses Angebot auch gerne früher anbieten, allerdings wären es dann einfach zu viele Besuche", erklärt die gebürtige Bonnerin Gosebruch, die mit Mann und Tochter in Alfter-Oedekoven lebt. Bei jedem ihrer Besuche hat die Hausfrau ein Glückwunsch-Schreiben der Gemeinde sowie ein kleines Präsent in Form eines Buches dabei.

Unterstützt wird Gosebruch im Besuchsdienst von sechs weiteren Damen, darunter auch Pfarrerin Dagmar Gruß. "Wir kommen unangemeldet zu den Geburtstagen - meistens aber vormittags. Sonst platzt man einfach in die Feierlichkeiten herein und das möchten wir auch nicht", so die Leiterin des Besuchsdienstes, die selbst in der Johanniskirchengemeinde getauft wurde.

Die Reaktion der "Geburtstagskinder" sei dabei immer sehr unterschiedlich. "Die Bandbreite reicht von völliger Überraschung über absolute Freude bis hin zu Unsicherheit", berichtet die 52-Jährige. Ablehnung habe sie in den zwei Jahren, in denen sie ehrenamtlich für den Besuchsdienst arbeitet, aber noch nicht erlebt. Diejenigen, die von dem Angebot der Johanniskirchengemeinde wissen und nicht besucht werden möchten, sagen vorher Bescheid.

"Das ist auch völlig in Ordnung", so Sabine Gosebruch, "schließlich ist der Besuch nur ein Angebot der Gemeinde." Die meisten Besuche dauern zwar in der Regel nur wenige Minuten, aber es gibt auch Ausnahmen. "Häufig trifft man die Leute auch an, wenn sie alleine sind und noch auf ihre Familie warten. Dann kann es auch schon einmal vorkommen, dass es intensivere Gespräche gibt - die dann auch mal eine halbe Stunde dauern können", erzählt Sabine Gosebruch.

Es seien dann Gespräche wie unter Nachbarn und das schätze die 52-Jährige. Als Mitglied des Besuchsdienstes brauche man vor allem Feingefühl und die Fähigkeit, auf Menschen zugehen zu können, weiß Gosebruch. Immer wieder treffe sie sich auch mit ihrem Team, um sich gegenseitig auszutauschen und um ihre Arbeit zu reflektieren.

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