Podiumsdiskussion in der Johanniskirche Flüchtlinge brauchen mehr als Unterkünfte

DUISDORF · Wunsch und Wirklichkeit trafen am Dienstagabend im Gemeindehaus der Johanniskirche aufeinander, als es bei einer Podiumsdiskussion um die Flüchtlingsproblematik ging.

Mehr als 80 Gäste wollten hören, wie die Stadt Bonn auf die angekündigte Zahl von bis zu 800 Menschen reagiert, die hier aufgenommen werden sollen. Der Wunsch wäre, sie dezentral in Wohnungen unterzubringen, sie sozial zu betreuen und ihnen einen guten Start in ihr neues Leben zu ermöglichen, betonten die Politiker Christos Katzidis (CDU), Barbara Naß (SPD), Doro Paß-Weingartz (Grüne), Michael Faber (Linke) und Achim Kansy (FDP).

Doch die Wirklichkeit wird anders aussehen, denn man komme bestimmt nicht daran vorbei, sich auch auf zentrale Massenunterkünfte einstellen zu müssen. Das liege auch an der allgemeinen Wohnungsnot in Bonn. Außerdem, so klärten gleich mehrere Mitglieder der Organisation "Refugees Welcome" auf, gebe es keine richtige Begrüßung dieser Menschen.

In den Übergangsheimen gebe es keine Aufenthaltsräume. Sprachkurse würden für die Flüchtlinge erst bezahlt, wenn ihre Duldung anerkannt sei. Der Umgang der Ausländerbehörde mit diesen Menschen sei nicht gut. Es gebe nicht einmal Infoblätter in verschiedenen Sprachen, wo und wie die Kinder der Flüchtlinge zum Beispiel für die Schule angemeldet werden müssten.

"Die Menschen werden mit ihren Problemen alleine gelassen", sagte Sarah Puls von "Refugees Welcome". Einer ihrer Mitstreiter bezweifelte sogar, dass der Wille zur Hilfe überhaupt vorhanden sei. Hidir Celik (Integrationsagentur) gab zu bedenken, dass man eine Aufenthaltsgenehmigung brauche, um überhaupt eine Wohnung zu bekommen

Und wie können Bürger den Flüchtlingen in ihrer konkreten Situation helfen? "Man könnte mit ihnen eine Patenschaft eingehen", riet eine Bürgerin. "Es braucht Leute, die Hilfe anbieten", findet auch Puls. Man könne ihnen die Stadt zeigen oder Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen anbieten.

Pfarrerin Dagmar Gruß hatte gleich eine Kladde angelegt, in der sie die Ideen der Bürger sammelte. Sie forderte eine Willkommenskultur ein und erinnerte daran, dass es schon früher Flüchtlinge gab. "Die ganze Bibel ist eigentlich ein Flüchtlingsbuch", sagte sie. Kritisiert wurde die Stadt Bonn dafür, dass sie keinen Vertreter geschickt hatte, Paß-Weingartz bewertete das sogar als "Skandal". Wie es hieß, habe die Stadt nach der Absage für den Hauskauf in der Rochusstraße (GA berichtete) keine Brisanz mehr in der Veranstaltung gesehen.

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