Mehrgenerationenwohnen auf dem Brüser Berg Das Erdgeschoss des neuen Wohnblocks für Senioren steht

Brüser Berg · Der neue Wohnblock der an der Celsiusstraße entsteht, ist auf Senioren und Pflegebedürftige ausgelegt. Für Kaufinteressierte an einer Wohnung an der Riemannstraße wird ein Infoabend angeboten.

 An der Baustelle Celsiusstraße drehen sich die Kräne. Der Rohbau des Erdgeschosses ist schon fertig.

An der Baustelle Celsiusstraße drehen sich die Kräne. Der Rohbau des Erdgeschosses ist schon fertig.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die verrotteten Elementa-Bauten das Bild an der Ecke Celsius- und Pascalstraße bestimmten. Dann rückten die Bagger an und verwandelten alles in einen riesigen Schutthaufen. Mittlerweile ist schon gut die Hufeisenform des neuen Wohnblocks zu erkennen, der speziell für Senioren errichtet wird. Auch für pflegebedürftige Menschen wird dies eine wichtige Adresse.

Doch damit nicht genug: Nur ein paar Hundert Meter weiter laufen die weiteren Vorbereitungen für das Mehrgenerationenwohnen an der Riemannstraße. 3000 Quadratmeter ist jenes Grundstück groß, auf dem sich derzeit der Kindergarten Brüser Zwerge befindet. Die Stadt will es nun veräußern (siehe „Infoabend für Grundstückskäufer“). Zuletzt fand im vergangenen September die „Ideenbörse Mehrgenerationenwohnen Brüser Berg“ statt, bei dem die Verwaltung sechs Konzepte vorstellte (der GA berichtete).

Ein- und Zweipersonenhaushalte

Nach dem Aushub für Fundament und Tiefgarage ist an der Celsiusstraße mittlerweile schon der Rohbau für das Erdgeschoss zu sehen. In drei bis vier Monaten sollen die anderen Etagen fertig sein, teilt Nicole Neumüller vom Investor, der Bornheimer Brings Gruppe, mit. Einzug in das neue Gebäude ist voraussichtlich im Oktober 2018. Investor Peter Brings war auch an die Bonner Caritas herangetreten. „Seniorenwohnen ist gefragt und passt dorthin“, sagt Neumüller zum Standort Brüser Berg. Bei den 59 barrierefreien Wohnungen handelt es sich um Zuschnitte für Ein- und Zweipersonenhaushalte.

Der Bonner Verein Lebensqualität im Alter (LeA) will zwei Wohngruppen mit je acht Plätzen betreiben – gedacht für Menschen, die eine Betreuung brauchen. LeA unterhält in Pennenfeld bereits eine Wohnung für Demenzkranke.

„Dazu gibt es von uns eine Tagespflegeeinrichtung mit 13 Plätzen“, sagt Mechthild Greten, Sprecherin der Bonner Caritas. „Dort werden all diejenigen betreut, die tagsüber jemanden brauchen, da ihre Alltagskompetenz eingeschränkt ist.“ Das heißt, dass sie aufgrund ihrer Demenz orientierungslos geworden sind und ihr Leben keine Struktur mehr hat. „Sie werden von zu Hause abgeholt und wieder zurückgebracht“, sagt Greten. Es gehe darum, die Angehörigen zu entlasten.

Die Caritas eröffnet auf dem Brüser Berg auch ihre sechste ambulante Pflegestation in Bonn. Dabei handelt es sich um einen Stützpunkt, von dem die stadtbekannten roten Smarts losfahren. „Wir schwirren aus, um die Menschen zu Hause zu besuchen und dort zu pflegen“, so die Sprecherin. Man habe bewusst ein dezentrales Konzept gewählt, um nah an den Menschen zu sein, was aber auch kürzere Wege für die Mitarbeiter bedeute.

Caritas stellt Personal ein

Die kommen übrigens aus 35 Ländern, etwa aus Kasachstan, Polen, Peru, Ecuador, Marokko und der Türkei. So kann der Verein „kultursensibel arbeiten“, wie Greten sagt. Das bedeutet unter anderem, dass ein ausländischer Patient möglichst einen Betreuer bekommt, der seine Sprache spricht. Die Caritas versuche, das immer möglich zu machen, so Greten. Multikulti in den eigenen Reihen hat aber auch Vorteile für den Verband: Um dem allgemeinen Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, stellt die Caritas gerne ausländisches Personal ein. Sie bildet aus und schult, wenn nötig, auch um.

Die Caritas eröffnet auch noch eine 125 Quadratmeter große Begegnungsstätte an der Celsiusstraße. „Die richtet sich in erster Linien an die Senioren, die in der Anlage wohnen, steht aber jedem offen“, sagt Greten. Es wird auch ein 28 Quadratmeter großes Apartment geben, das zum Beispiel Besucher der LeA-Bewohner anmieten können, die nicht in der Nähe wohnen.

„Für uns als Caritas ist das ein tolles Projekt“, sagen Mechthild Greten und ihre für die Pflege zuständige Kollegin Birgit Ratz, die auch dem Verein LeA vorsteht. „Wir sind sehr euphorisch. Auch weil Wohnraum in Bonn so knapp ist und weil sich das Projekt an Senioren mit geringem Einkommen richtet.“ Man wolle den Menschen ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen, „möglichst selbstständig und trotzdem betreut“, sagt Greten.

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