Gespräch mit Ingmar Jochem Bonner Schauspieler spielt den Kleophas

Brüser Berg · Eine Legende besagt: Neben den bekannten drei Königen macht sich ein vierter auf den Weg nach Bethlehem, kommt aber zu spät, weil er unterwegs so vielen Menschen hilft. Im Solo-Theaterstück „Der fünfte König“ von Manfred Grüttgen wird seine Geschichte von seinem Begleiter erzählt.

 Wie der Vertraute des vierten Königs selber zum König wurde: Ingmar Jochem spielt diese Rolle seit sieben Jahren.

Wie der Vertraute des vierten Königs selber zum König wurde: Ingmar Jochem spielt diese Rolle seit sieben Jahren.

Foto: Lenny Grüttgen

Was ist dieser Begleiter Kleophas für ein Mensch?

Ingmar Jochem: Er ist eine Art Antagonist, weil er am liebsten zu Hause bleiben, den Reichtum genießen und gar nicht in die Welt hinausziehen würde. Er sieht nicht den Sinn darin und findet es auch schlimm, dass der König unterwegs seinen ganzen Reichtum verschenkt, weil er die Vorstellung hat, das gehört doch eigentlich mir, ich soll es doch mal erben. Er ist eine Art Ziehsohn. Das macht die Spannung des Stückes aus, dass diese Figur nicht dieses Heilige im Blick hat, das Streben, diesen Heiland zu finden, sondern ihr eigenes Wohl. Diese Figur macht eine innere Wandlung durch, erkennt am Ende, dass es auch wichtig ist für andere da zu sein. Die Kernbotschaft ist für mich, dass Kleophas in Jesus den Menschen erkennt, also nicht das göttliche Wesen, sondern feststellt: „Das ist ja einer wie ich.“

Sie haben das Stück mit Regisseur Lenny Grüttgen, dem Bruder des Autors, inszeniert und spielen es seit sieben Jahren. Was reizt Sie daran?

Jochem: Ich bin gläubig und auch in der Thomaskirchengemeinde in Bad Godesberg engagiert. Das ist für mich schon ein wichtiger Teil meines Lebens. Mich hat an dem Stück genau das angesprochen, was in meiner Jugend bei meiner Beschäftigung mit dem Christentum für mich herauskam: dass Jesus nicht der ferne Gott, sondern mir nah und menschlich ist. Für mich die wichtigste Szene im Stück, aber auch in der Bibel, ist die, wo Jesus am Kreuz sagt: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Da ist er so, wie ich mich auch fühlen würde, wenn mein eigener Vater beschließt, ich soll mich ans Kreuz nageln lassen. Das war für mich immer eine ganz wichtige Stelle, und die ist auch im Stück sehr wichtig.

Sie stehen alleine auf der Bühne und müssen in der Lage sein, sie komplett auszufüllen. Woher nehmen Sie das Selbstbewusstsein?

Jochem: Natürlich ist es viel Erfahrung, weil ich es so oft gespielt habe inzwischen, und ich weiß, dass es funktioniert. Beim ersten Mal ist man natürlich aufgeregt und weiß nicht, wie es ankommt. Aber irgendwann kommt man in einen Spielrausch, und dann läuft es von selbst.

Wie kam der Kontakt zur⋌ Emmaus-Kirche zustande?

Jochem: Ich habe Pfarrer Georg Schwikart angesprochen. Den kenne ich, weil er eine Zeit lang hier in der Gemeinde Prädikant war. Ich hatte ihm schon mal von dem Stück erzählt. Es läuft viel über persönlichen Kontakt, dass Pfarrer das weitererzählen: Der war bei mir, der war gut.

Und Sie führen das Stück vermutlich bevorzugt am 6. Januar auf.

Jochem: Das passt natürlich gut, weil es mit den Heiligen Drei Königen zu tun hat. Vom Kirchenjahr her passt es auch gut in die Fastenzeit rein, vor Ostern, weil das Ganze ja auf die Kreuzigung hinausläuft. Aber man kann es das ganze Jahr spielen.

Haben Sie noch andere Projekte?

Jochem: Ja, meine Lesungen. Ich lese Texte, die mir selbst gut gefallen. 2017 habe ich auch eine musikalische Lesung über Bob Dylan gemacht, anlässlich des Literaturnobelpreises und weil ich selbst einen Bezug zu Bob Dylan habe. Das ist recht gut gelaufen. Jetzt habe ich zwei Musiker gefunden, die auch Lust haben, dazu etwas zu machen. Das ist das nächste große Projekt.

„Der fünfte König“ ist am Samstag, 6. Januar, ab 17 Uhr in der Emmaus-Kirche, Borsigallee 23-25, zu sehen.

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