Sechs langjährige Mitglieder gehen Austrittswelle bei der Hardtberger SPD

HARDTBERG · Bei der SPD im Stadtbezirk rumort es, die Partei kommt nicht zur Ruhe. Jetzt sind sechs langjährige Mitglieder auf einen Schlag ausgetreten, darunter die früheren Ortsvereinsvorsitzenden Winfried Persch und Joachim Conradus.

Das habe zwar hauptsächlich bundespolitische Gründe, die sich in der Kritik an der großen Koalition in Berlin äußern, sagten beide dem GA. Der Schritt sei aber auch der Stimmung geschuldet, wie man im Stadtbezirk miteinander umgehe, sagte Persch.

Noch deutlicher wurde Conradus: "Der Ortsverein wird von einer Handvoll Genossen demontiert, die das Interesse einzelner Mitglieder über die Geschicke des Ortsvereins stellen." Dies habe man lange schon angemahnt, außerdem hat Conradus den Eindruck, die SPD-Fraktion lasse ihren Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch im Stich. Wie Persch sagt, sei ihm nach 42 Jahren in der SPD der Schritt nicht leicht gefallen: "Ich bin weiter überzeugter Sozialdemokrat, aber mir ist leider die Partei abhanden gekommen", meinte er.

Sehr bedauerlich findet Binnaz Öztoprak, die Vorsitzende der Hardtberger SPD, den Schritt der sechs Personen, der ihr am Dienstag in einem gemeinsamen Brief angekündigt wurde. "Das ist natürlich ein Verlust für die SPD", sagte sie. "Ich kann das alles nicht nachvollziehen und habe mit diesem Schritt auch nicht gerechnet."

Auch Ernesto Harder, Vorsitzender der Bonner SPD, zeigt sich überrascht. "Noch vor zwei Wochen war ich auf einer Mitgliederversammlung im Stadtbezirk Hardtberg, da war die Stimmung noch sehr gut", sagte er und fügte hinzu: "So eine gute Diskussionsatmosphäre dort habe ich noch nie erlebt." Harder äußerte sein Unverständnis darüber, dass die sechs unzufriedenen Mitglieder sich nicht bei ihm gemeldet haben. Er und Ulrich Kelber, der SPD-Bundestagsabgeordnete, wollen jedoch ein Gespräch anbieten.

Der Ortsverein Hardtberg hat derzeit rund 240 Mitglieder, laut Öztoprak gab es im ablaufenden Jahr zehn Eintritte. In der Bezirksvertretung Hardtberg ist die Fraktion aber auf nur noch drei Mandatsträger geschrumpft, nachdem die frühere Fraktionsvorsitzende Barbara Naß vor sechs Monaten die Partei verlassen hatte. Damals war sie bei der Wahl um den Fraktionsvorsitz von Dominik Loosen von diesem Posten verdrängt worden und hatte gleichwohl ihren Sitz in der Bezirksvertretung Hardtberg als Parteilose behalten.

Zum GA sagte sie gestern: "Ich bin auch überrascht von diesem Schritt der sechs Personen." Sie selbst, so versicherte sie, habe damit aber nichts zu tun.

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