Ampel-Jubiläum Die Verkehrs-Ampel wird 100 Jahre alt

Bonn · Rot, Gelb, Grün! Von Boston 1914 über Che Guevara, den Grünen Pfeil bis zum Honnefer Kreuz - aus der Geschichte der Lichtzeichenanlage.

 In Berlin zeigt die grafische Animation dem Fußgänger, wann nach dem Ende der eigenen Grünphase die Autos Grün bekommen.

In Berlin zeigt die grafische Animation dem Fußgänger, wann nach dem Ende der eigenen Grünphase die Autos Grün bekommen.

Foto: dpa

Explosive Neuheit: 1868 wurden in London versuchsweise Signalarme mit roten und grünen Gaslaternen montiert. Doch die Konstruktion explodierte. Die mechanische Verkehrsregelung geriet in Vergessenheit, bis 1914 in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio die erste elektrische Ampel in Betrieb ging. Auf dieser Seite stellt der GA interessante Fakten vor - und Redakteure nennen ausgewählte Ampeln im Verbreitungsgebiet, die für sie auffällig sind.

Rolf Kleinfeld, Redakteur in Bonn: Eine schlimmere Kombi aus Ampel und Bahnschranke als an der Dottendorfer Straße (am Friedrich-Ebert-Gymnasium) gibt es in ganz Bonn nicht noch einmal: Hier ist die Schranke ohnehin oft unten. Geht sie dann hoch und der Übergang wäre eigentlich frei, dann springt diese "Wut-Ampel" oft auf Rot um und zwingt die Autofahrer weiter zu warten. Total nervig. Laut Stadt ist die Schaltung nicht zu verbessern, weil die Ampel-Schranke-Kombi sehr strengen Sicherheitsvorgaben folge. Auf lange Sicht soll eine Unterführung gebaut werden.

Johanna Heinz, Redakteurin in Beuel: Eigentlich steht an der Königswinterer Straße kurz vor der Einmündung "Auf dem Grendt" eine normale Fußgängerampel. Aber ab und zu wird sie von unsichtbaren Fußgängern benutzt. Wenn nämlich der Feierabendverkehr zäh fließt, haben Autos kaum eine Chance, links auf die Königswinterer Straße abzubiegen. Da hilft nur ein Sprint zur Ampel, um den Verkehr auf der Hauptverkehrsstraße anzuhalten. Die Beueler Politik forderte 2012 eine vollwertige Kreuzungsampel, die Verwaltung schlug eine Zeitschaltung vor. Passiert ist offenbar nichts.

Bettina Köhl, Redakteurin in Bad Godeberg: Moment, sind wir hier in Berlin? An einer Fußgängerampel an der Rheinallee im Villenviertel grüßt tatsächlich ein Ost-Ampelmännchen. Wenn man genauer hinschaut, gibt es sie auch an vielen anderen Stellen in Bonn. Seit 2007 existieren hier neue Ampeln nur im Ostalgie-Design, als Botschafter zwischen alter und neuer Hauptstadt. Schüler hatten diese Idee erfolgreich bei der damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann platziert. Einzige Gefahr für die Ost-Männchen: Die vielen neuen Kreisel ohne Ampel.

Katrin Janßen, Redakteurin im Siebengebirge: Eine Ampel für eine Einbahnstraße: In Königswinter-Oberdollendorf regelt die Ampel den sogenannten Einrichtungswechselverkehr durch den Weinort. Sprich: Je nach Grünphase ist die enge Ortsdurchfahrt eine Einbahnstraße in die eine oder andere Richtung - ein wenig so wie bei einer Baustelle. Die Dollendorfer Ampeln sind allerdings eine Dauerlösung. Denn nur so konnten die Gehwege ausgebaut und die Sicherheit der Fußgänger erhöht werden. Und dafür nehme ich die Warterei an der Ampel in Kauf.

[kein Linktext vorhanden]Holger Arndt, Fotograf in Siegburg: Das größte Nerv-Potenzial hat für mich die Kreuzung B 56/Arnold-Janssen-Straße in Sankt Augustin. Das gilt vor allem für den Linksabbieger, über den man - aus Hangelar kommend - nach Menden gelangt. Diese Spur ist ständig verstopft, weil am Bahnübergang der parallel verlaufenden Stadtbahnlinie 66 häufig die Schranken geschlossen sind. Die Bahn hat immer Vorrang, da wird die Autoschlange länger und länger. Früher war für diesen Knotenpunkt eine Unterführung im Gespräch. Das hat man leider verworfen.

Hannah Schmitt, Redakteurin im Vorgebirge: Warten trotz Grünphase - das müssen Autofahrer an der Kreuzung Bonner Straße und Siegesstraße in Bornheim-Roisdorf häufig. Da sich Linksabbieger und Geradeausfahrer in Richtung Brühl eine Spur teilen, geht es oft nur langsam voran. Nicht selten läuft das Ganze auch so ab: Ist der Linksabbieger endlich durch eine Lücke gehuscht und der Weg frei, springt die Ampel wieder auf Rot. Das Warten geht weiter. Und es bleibt nur zu hoffen, dass bei der nächsten Grünphase niemand abbiegen will.

Marion Monreal, Redakteurin in Ahrweiler: Sie heißt Zehnerstraße, die Haupt-"Einfallstraße" nach Bad Breisig - und die erste Ampel dort bringt mich tourenmäßig auf 100. Ich muss zum Glück nicht oft vom Ahrtal kommend in die Quellenstadt. Aber in neun von zehn Fällen stehe ich vom Bad Bodendorfer Kreisel kommend fast bis ans legendäre "Rasthaus B 9" im Ampel-Rückstau. Kreisel ist da gleich das richtige Stichwort: Warum wird dort in Richtung Stadtmitte kein Kreisel gebaut, der für einen reibungslosen Abfluss des Pendlerstroms gen Koblenz sorgt?

Weitere Fakten

Polizist auf Ampelturm: Bereits 1922 stellten die Behörden in Hamburg das erste deutsche Lichtsignal zur Kontrolle des Straßenverkehrs auf. Bekannter wurde der zwei Jahre später errichtete Ampelturm in Berlin. Auf dem drei Meter hohen Turm mit Kabine auf dem Potsdamer Platz saß ein Polizist und steuerte das Signal.

Politische Ampel: Eine Ampel-Koalition mit den Parteifarben Rot (SPD), Gelb (FDP) und Grün ist in Deutschland selten. Die erste politische Ampel auf Länderebene gab es von 1991 bis 1995 in Bremen. Eine ähnliche Allianz regierte 1990 bis 1994 in Brandenburg, aber anstelle der Grünen war anfangs Bündnis 90 dabei.

Rund jeder dritte Autofahrer hält viele Ampeln für überflüssig. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag von Autoscout 24 hervor. Demnach wünschen sich 39 Prozent der Befragten dagegen mehr Kreisverkehre. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) bemängelt außerdem, dass manche Ampeln durch viel zu kurze Grünphasen regelmäßig Stau verursachten. Und 45 Prozent nervt es, dass sie oft an einer roten Ampel warten müssen, obwohl der Weg frei wäre.

Strafen für Rotlichtsünder: Missachtet ein Autofahrer eine rote Ampel, kassiert er nach dem neuen System mindestens einen Punkt. Leuchtet die Ampel länger als eine Sekunde rot oder es kommt zu einer gefährlichen Situation, sind es zwei Punkte. Auch Radfahrer, die eine rote Ampel missachten, können einen Punkt erhalten.

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