Chemieunfall in Uni-Klinik Verpuffung in einem Labor löst Großeinsatz aus
BONN · Ein ABC-Alarm in der Uniklinik auf dem Gelände am Venusberg löste am Montag gegen 11.30 Uhr einen Großeinsatz der Bonner Feuerwehr aus. Rund 80 Wehrleute hat Einsatzleiter Albert Lehmann an der Neuropathologie zusammengezogen. Dort hatte es in der sechsten Etage eines Gebäudes einen Chemieunfall gegeben.
Laut Johanna Jung, stellvertretende Sprecherin der Uniklinik, war es "in einem Labor zu einer Verpuffung gekommen".
Wie Jung ausführte, geschah dies, als Mitarbeiter des Labors Salpetersäure in eine Art Abfallkanister füllten, in dem sich aber noch die Reste einer anderen Chemikalie befanden. Das habe eine Reaktion ausgelöst. Für Lehmann bestand zunächst die Schwierigkeit darin, festzustellen, "mit welchem Stoff die Salzpeter-Säure reagierte hatte". Das ist bislang immer noch nicht klar. Feuerwehrleute in Chemieschutzanzügen hatten die Überprüfung des Labors übernommen.
Nach Kontrollmessungen gab es dann aber schnell Entwarnung: "Gefährliche Stoffe wurden nicht in die Umgebung freigesetzt", berichtete Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. Durch die Verpuffung sei es zu einer Rauchentwicklung gekommen. Sieben Mitarbeiter, die sich in dem Labor aufhielten, hätten daraufhin sofort den Raum verlassen. Zur Klärung eventueller gesundheitlicher Beeinträchtigungen übergab die Feuerwehr die Mitarbeiter dem Rettungsdienst.
Da sich die Gefahrenzone allein auf das Labor beschränkt habe, musste das Gebäude nicht evakuiert werden. "Der Krankenhausbetrieb lief ungestört weiter", bestätigte Jung. Patienten waren nicht betroffen. Am Nachmittag stand dann fest: "Den sieben Mitarbeitern geht es wieder gut und sie können nach Hause gehen."
Auch ein Fachberater der Feuerwehr hatte sich vergewissert, dass von den Chemikalien in dem Labor keine Gefahr mehr ausging. Wegen umfangreicher Sicherungs- und Aufräumarbeiten zog sich der Einsatz dennoch bis zum späten Nachmittag hin. Erst gegen 16.30 Uhr rückten die letzten Wehrleute ab. Inwieweit die Stelle für betrieblichen Arbeitsschutz, ehemals Amt für Arbeitsschutz, nun ermitteln wird, ist noch ungewiss. "Wir melden einen solchen Vorfall auf jeden Fall an die Kölner Bezirksregierung", sagte Haselbauer. Dort ist die Stelle ansässig.
Bei dem Chemieunfall handelt es sich um den zweiten Feuerwehreinsatz auf dem Unigelände innerhalb von vier Wochen. Ende Juni musste ein Küchenbrand in einem mehrgeschossigen Wohnheim gelöscht werden (der GA berichtete). Dabei waren sieben Personen, die sich in dem Wohnheim aufgehalten hatten, durch Rauchgase verletzt worden.
Salpetersäure
Bei Salpetersäure handelt es sich um eine ätzende Flüssigkeit, die farblos ist und durch einen scharf stechenden Geruch auffällt. Die Säure wird unter anderem zur Herstellung von Sprengstoffen, Düngemitteln und Farbstoffen verwendet. Die Chemikalie gelte in hoher Konzentration als oxydierend und damit brandfördernd, erklärt Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer. Zudem wirke die Säure stark reizend auf Haut, Schleimhaut und Augen. Auch könne die Chemikalie lebendes Gewebe zerstören.