Uniklinik in Bonn Netzhauterkrankungen: Zehn Jahre Patientensprechstunde

VENUSBERG · Wer mit einer chronischen Augenerkrankung zu kämpfen hat und damit konfrontiert wird, irgendwann sein Augenlicht zu verlieren, braucht nicht nur medizinische Hilfe.

 Ärzte, Patientenbetreuer und Krankenhausleitung vor der Augenklinik auf dem Venusberg. Seit zehn Jahren gibt es dort die ehrenamtliche Patientensprechstunde des Vereins Pro Retina.

Ärzte, Patientenbetreuer und Krankenhausleitung vor der Augenklinik auf dem Venusberg. Seit zehn Jahren gibt es dort die ehrenamtliche Patientensprechstunde des Vereins Pro Retina.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Es geht um Sozialrecht, Anträge für Behindertenausweise oder auch nur einfache Tipps für den Alltag", sagte Daniela Brohlburg, die die Bonner Regionalgruppe von Pro Retina leitet.

Der Verein feierte das zehnjährige Bestehen seiner Patientensprechstunde in der Augenklinik der Universität. Dort haben bis heute mehr als 2 000 Netzhautpatienten Rat gesucht. Auch in anderen Städten wie Tübingen, Münster und Köln entstanden solche Sprechstunden nach Bonner Vorbild.

Pro Retina wurde schon 1977 von Betroffenen und deren Angehörigen als gemeinnütziger Verein gegründet, um sich selbst zu helfen. Die Organisation hat bundesweit mehr als 50 Regionalgruppen und etwa 6 000 Mitgliedern.

Die Idee für die Patientensprechstunde hatte Professor Frank Holz, der damals aus Heidelberg an die Bonner Uniklinik gekommen war. "Dort gab es nicht ausreichend Mittel, hier allerdings schon", erinnert sich Brohlburg.

Nachdem das Konzept ausgearbeitet war, das eine enge Zusammenarbeit zwischen den Betreuern von Pro Retina und den Ärzten vorsah, begannen die ersten Schulungen in medizinischen und rechtlichen Grundlagen. Auch die psychologische Gesprächsführung war Thema.

Die Betreuer sind auch heute noch meist selbst betroffen, müssen sich von ihrem Blindenhund leiten lassen oder sich mit einem Taststock fortbewegen. "Dadurch wissen wir, wie man sich mit einer Netzhauterkrankung fühlt", sagte Kurt Schorn, der ehrenamtlicher Betreuer ist. Dieses Engagement lobte Oberarzt Peter Charbel Issa.

"Uns medizinischem Personal fehlt es an Zeit, die Patienten so weitgreifend in allen Lebenslagen zu begleiten." Auch die Mediziner profitieren von Pro Retina: Über das Netzwerk des Vereins werden vermehrt Patienten mit seltenen Erkrankungen gesehen. Deren Krankheitsbilder sind ein wissenschaftlicher Schwerpunkt an der Augenklinik und dem Zentrum für seltene Erkrankungen.

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