Pedelec im Kottenforst ADFC trainiert den richtigen Umgang mit dem Gefährt

VENUSBERG · Die beiden Rollerbladerinnen auf dem Waldparkplatz im Kottenforst werfen neugierige Blicke auf das Seniorentrüppchen. Warum drehen die Männer und Frauen mit ihren Elektro-Fahrrädern Runde um Runde auf dem langweiligen Parkplatz, wenn gleich nebenan der Wald lockt?

 Jürgen Dörr (rechts) vom ADFC begleitet die Kursteilnehmer durch den Kottenforst. Wer sicher mit dem Rad unterwegs sein will, muss auf ein paar Dinge achten.

Jürgen Dörr (rechts) vom ADFC begleitet die Kursteilnehmer durch den Kottenforst. Wer sicher mit dem Rad unterwegs sein will, muss auf ein paar Dinge achten.

Foto: Roland Kohls

Sie können nicht wissen, dass das Kreisfahren nur der Beginn eines dreistündigen Pedelec-Kurses des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) ist und es erstmal um Grundsätzliches geht: Wo lässt das Fahrrad sich ein- und ausschalten, wie werden die sechs verschiedenen Geschwindigkeitsstufen eingestellt? Klappt das Bremsen? Auch das richtige Absteigen wird geübt. Ein lockeres Herunterspringen während des Ausrollens kann böse enden, weil Pedelecs nicht sofort zum Stehen kommen.

Paul Kreutz, Leiter der ADFC-Radfahrschule, weiß um die große Unfallgefahr und mahnt zur Vorsicht: "Bremsen ist wichtiger als Fahren!" Hiltrud Schlesiger aus Ückesdorf kommt mit dem Bremsen zurecht, aber als Herrin über das Gefährt und seine Schaltknöpfe fühlt sie sich noch lange nicht. Ihr Seminar-Nachbar kann das nachvollziehen. Er hat sein eigenes Pedelec mitgebracht, auf dem er sich zehn Monate zuvor bei einem Sturz den Knöchel gebrochen hat.

"Heute will ich herausfinden, ob ich das Kapitel für mich schließe oder mich noch einmal darauf einlasse", sagt der 76-Jährige. Jetzt geht es durch den Wald, auf ebenen, anemonengesäumten Wegen. Das Sirren der Pedelecs ist so leise, dass es dem Genuss am Vogelgesang keinen Abbruch tut. Auf Höhe des Jägerhäuschens überholen zwei Rennradfahrer in eng anliegenden roten Trikots die Gruppe. Lag da ein leichtes Grinsen auf ihren Gesichtern? Iris Fröschner ist mit 58 Jahren die jüngste Teilnehmerin. Ihre Vorurteile E-Bikes gegenüber hat sie an diesem Morgen gleich nach den ersten Pedaltritten abgelegt.

"Vorher habe ich es immer ein bisschen als unsportlich belächelt, aber jetzt merke ich, was das für eine wunderbare Sache ist. Hier am Berg hat es mich geradezu hochkatapultiert." Den Zukunftsweg in Villiprott haben die ADFC-Betreuer mit Bedacht angesteuert. Nicht der malerische Blick auf Siebengebirge und Villiper Pfarrkirche war der Grund, sondern die starke Steigung. Die Aufmerksamkeit wird deshalb auf Stotterbremsung und Anschubknopf gelenkt.

Es dauert eine Weile, bis Hiltrud Schlesinger alles auf einmal zusammenbringt: Aufsteigen, antreten, gleichzeitig mit der linken Hand auf den Knopf drücken und natürlich auf den Verkehr achten. Schon will sie aufgeben und ihr Pedelec schieben. Aber Trainer Gert Clemens bleibt charmant-hartnäckig. "Man muss sich am Anfang ein paar Mal innerlich sagen: Los jetzt!"

Und tatsächlich: Schon zwei Minuten später radelt Schlesinger den langgestreckten Hügel hinauf. Mit Muskelkraft, Strom und einem zufriedenen Gesichtsausdruck.

Das ist ein Pedelec

Das Pedelec ist eine sportliche Unterform des Elektro-Fahrrads. Sein Motor springt nur an, wenn man selbst in die Pedale tritt. Es eignet sich für alle, die gerne Radfahren, aber Unterstützung brauchen oder wollen. Pedelecs haben je nach Hersteller und Fahrweise eine Reichweite von 40 bis 140 Kilometern, dann müssen sie an die Steckdose. Der Einstiegspreis liegt bei etwa 2000 Euro.

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