Aufzug seit Tagen defekt Zu Fuß hinauf bis in den neunten Stock

TANNENBUSCH · Die Aussicht aus dem neunten Stock des Hochhauses Im Tannenbusch 3 ist fantastisch. Wer allerdings in den eigenen vier Wänden gefangen ist, dem hilft auch das schönste Panorama nichts.

Diese Erfahrung machen derzeit die - zumeist älteren Bewohner - des Gebäudes. Denn bei den Temperaturen der vergangenen Tage war es für sie so gut wie unmöglich nach draußen zu kommen. Der Grund: Der Aufzug in dem Haus ist defekt.

"Dabei wohnen viele alleinstehende Senioren hier", beklagt Klara Geilenkirchen von der Mieterinitiative. So, wie die bisher sehr selbstständige Helga Winter aus der obersten Etage. "Sie hatte vergangenen Freitag einige wichtige Erledigungen zu machen und musste die Treppe benutzen - neun Etagen runter, neun Etagen hoch", so die Sprecherin der Mieter. Mit fatalen Folgen: "Seither hat sie Schmerzen und ist komplett auf Hilfe angewiesen. Einen Arzt- und einen Friseurtermin musste sie absagen", erklärt Klara Geilenkirchen.

Dabei seien sehr viele Mieter von dem Problem betroffen. Denn in jedem der neun Stockwerke gebe es ca. acht Wohnungen. "Auch das Treppensteigen in die vierte, fünfte oder siebte Etage, bepackt mit Taschen und Einkaufstüten, ist bei diesem Wetter kein Kinderspiel", meint die Mietervertreterin. "Uns wurde bisher nach mehrfachem Nachfragen nur gesagt, dass ein Ersatzteil der Aufzugsanlage ausgetauscht werden muss. Dieses Bauteil müsse allerdings erst bestellt werden", so Geilenkirchen.

"Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", reagiert Thorsten Grützner von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Die Bundesanstalt ist Eigentümerin der Anlage. "Wir haben noch am gleichen Tag, an dem wir von dem Problem gehört haben, eine Fachfirma beauftragt und einen Monteur geschickt. Damit der Aufzug wieder funktioniert, müssen einige Lager gewechselt werden", erklärt der Sprecher weiter. Diese Ersatzteile seien längst bestellt, aber noch nicht geliefert worden. "Wir tun alles, damit der Aufzug so schnell wie möglich wieder in Betrieb ist", verspricht Grützner. Nach seinen Informationen werden die Bauteile am morgigen Freitag eingebaut sein und dann soll das System wieder perfekt funktionieren.

Die Anlage im Tannenbusch wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Siedlung für die Beschäftigten und Angehörigen der US-amerikanischen Hochkommission (HICOG) errichtet. Nachdem die Dienststelle von Frankfurt in die vorläufige Hauptstadt Bonn verlegt worden war, wurden unter Mitarbeit des Architekten Sep Ruf mehrere HICOG-Siedlungen, unter anderem in Plittersdorf und Muffendorf, errichtet. Das Gebäude Im Tannenbusch 3 war das erste Hochhaus, das in Bonn gebaut wurde und war Anfang der 1950er Jahre sehr umstritten. Heute steht der Komplex unter Denkmalschutz. Das betroffene Gebäude im Tannenbusch verfügt über viele Ein-Raum-Appartements, die heute zumeist an alleinstehende Senioren vermietet sind.

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