Kritik an Sanierungsplänen des Bonner Talwegs Geschäftsleute wollen Ladezone behalten

Bonn · Die Händler am Bonner Talweg sind mit den Plänen zur Sanierung der Straße nicht einverstanden. Bislang liegen Varianten auf dem Tisch, die ihnen die Ladezone vor den Geschäften wegnehmen. Sie fürchten das Aus für ihre Geschäfte, was sie heute und morgen mit der Aktion "Black Windows" verdeutlichen wollen. Die Fenster der Läden werden mit schwarzem Stoff, Planen oder Pappe verhängt.

Ein Gutachter hat sich mit dem Bonner Talweg zwischen Weber- und Königstraße beschäftigt. Ziele bei der Sanierung sollen sein, neue Gleise zu verlegen und Radfahrern eigene Fahrstreifen zur Verfügung zu stellen, damit die Bahnen schneller durchkommen. Das würden auch die Stadtwerke Bonn begrüßen, so Sprecher Werner Schui.

"Wie sollen wir ohne Ladezone beliefert werden?", fragt Metzgermeisterin Annelie Friedrich. Denn wegen der Gleise könne später niemand mehr kurz halten, die Bahnen kämen nicht mehr durch. Florist Hans Zündorf kann sich nicht vorstellen, dass die Lastwagen künftig in den engen Nebenstraßen der Südstadt halten und die Ware dann um die Ecke zu den Läden transportiert wird.

Er rechnet aber auch damit, dass er ohne die Haltemöglichkeit in zweiter Reihe 30 bis 40 Kunden am Tag verliert. Dort für kurze Zeit zu halten, würde niemanden stören.

Viele Kunden lehnen Sanierung ab

"Es geht aber auch um die Parkplätze für die Anwohner", sagt Andrea von der Born, Initiatorin von "Black Windows", denn auch da soll es Veränderungen geben. Heute gilt auf der Ladenseite freies Parken von 18 bis 9 Uhr, gegenüber Anwohnerparken von 16 bis 9 Uhr. Die Optikerin denkt, dass Radstreifen gefährlich wären, da immer damit zu rechnen sei, dass an parkenden Wagen die Türen geöffnet werden.

"Es hat sich seit 27 Jahren noch kein Radfahrer bei mir beschwert", meint Zündorf. Die Händler sehen die Straße als eines der letzten intakten Viertel in Bonn. Auch ihre Kunden hätten wenig Verständnis für die Sanierungspläne. Rund 1000 haben schon mit einer Unterschrift die Sanierung abgelehnt.

Am 1. Dezember wird ein Bürgerantrag der Geschäftsleute in der Bezirksvertretung Bonn diskutiert. Bürger Bund-Stadtverordneter Johannes Schott verlangt, dass die Stadt ihre Pläne den Bürgern und Gewerbetreibenden bald vorstellt. Auch er will die Pkw-Haltezone erhalten, da sonst wohl der Umsatz in den Geschäften stark zurückgehe.

Nach Angaben der Stadt steht noch nicht fest, wann es eine Bürgerversammlung geben wird. Denn der Planungsausschuss will erst ein Nahverkehrskonzept vorgelegt haben, das auf die Breite der Bahnen der Zukunft und die Auswirkungen für die Anwohner und den Handel eingeht.

Vorschlag zur Verlegung der Gleise

Eine Förderung der Sanierung von 90 Prozent durch den Nahverkehr Rheinland ist laut Markus Schmitz vom städtischen Presseamt erst möglich, wenn sich an der Situation auf dem Bonner Talweg etwas verbessert. Daher die Ideen zur Verlegung der Gleise und zu Fahrradschutzstreifen. Kommt die Infoveranstaltung, dann soll über ein Parkraumkonzept gesprochen werden, "in das auch die Nebenstraßen einbezogen werden sollen", so Schmitz.

Die CDU will noch mal einen Schritt zurückgehen und wissen, was die Stadt überhaupt später mit ihren Straßenbahnen vorhat. "Das mit den breiteren Bahnen ist anscheinend vom Tisch", hat der Bezirksverordnete Wolfgang Maiwaldt gehört.

Er hält aber neue Gleise, auf denen die Bahnen viel leiser als heute fahren, für nötig, genauso wie die Haltezone vor den Läden und die bewirtschafteten Parkplätze. Einen bislang vertagten Antrag dazu hatte die CDU bereits im August gestellt.

Laut Hartwig Lohmeyer (Grüne) erarbeitet die Ratskoalition derzeit eine Lösung, die sich von den Varianten der Verwaltung unterscheidet. "Für uns ist wichtig, dass die Situation für den Fahrradverkehr verbessert wird", sagt der Stadtverordnete. Er denkt, dass sich das machen lässt und dabei auch die Bedürfnisse der Händler berücksichtigt werden. Doch alles brauche noch etwas Zeit.

Zu den Varianten der Stadt hat sich die SPD-Fraktion "bisher noch keine abschließende Meinung gebildet", sagt Herbert Spoelgen. Ihm erscheinen sie aber "wenig überzeugend". Er verlangt, dass zunächst die Betroffenen vor Ort informiert und angehört werden.

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