Nächte voller Lärm vorm Frankenbad Anwohner dokumentieren 17 laute Treffen

NORDSTADT · "Ich will keine Horde von Besoffenen vor meiner Tür haben, die mir drohen", sagt ein Anwohner des Frankenbads. Rund 25 Nachbarn, die sich zu einer Anwohnergemeinschaft zusammengeschlossen haben, wissen nicht mehr, was sich machen lässt, um nachts ruhig schlafen zu können.

Ihre Befürchtungen vom Frühjahr, dass in warmen Nächten lange Partys auf dem Platz vor dem Schwimmbad gefeiert werden würden, haben sich bestätigt.

Ab Mitte Mai wurde wieder akribisch Protokoll geführt und Fotos gemacht - von Partys und dem hinterlassenen Dreck am nächsten Morgen. "Hier wird ein noch intaktes Wohnviertel mit normaler Bevölkerung stark belastet und am Ende zerstört", argumentieren die Anwohner. Sie kommen bis Ende August auf 17 Treffen auf dem Platz. Besonders laut sei es am 10. Juli gewesen, als mehr als 300 Menschen mit lauter Musik aus großen Verstärkern bis 4.30 Uhr gefeiert hätten. Am 17. Juli sollen es zwischen 22 und 3 Uhr rund 250 Feiernde gewesen sein. Die Nachbarn berichten von einem "Höllenlärm". Außerdem würden viele Feiernde ihre Notdurft in Hauseingängen und direkt vor dem Schwimmbad verrichten.

Noch im April vermutete die Stadt, dass es in diesem Jahr nicht mehr zu lauten Partys kommen würde. Schließlich hätte man mit Krachmachern gesprochen. Dann kam der 7. Juni, an dem ab 23 Uhr mehr als 50 Menschen mit lautem Grölen und Händeklatschen feierten, und dabei Fußball spielten. Die Anwohnergemeinschaft rief bei Ordnungsamt und Polizei an. Nicht zum letzten Mal.

"Ab Mitternacht rotten die sich zusammen", sagt ein 46-Jähriger, der wie die anderen anonym bleiben will. Denn oft seien sie, wenn sie das Gespräch gesucht hätten, bedroht und als "Lärm-Motzkis" oder "Spaßbremser" bezeichnet worden. Je später der Abend, desto weniger Leute blieben auf dem Platz - die seien aber wegen des Alkohols dann umso lauter. Das Problem: "Sobald das Ordnungsamt kommt, machen sie die Musik leise", sagt ein 46-jährige Anwohner. Die würden Katz und Maus spielen.

Eine 60-Jährige sagt: "Wir haben einfach Angst." Die Verhältnisse seien vergleichbar mit denen auf dem Brüsseler Platz in Köln, so eine 72-jährige, die seit 25 Jahren am Frankenbad wohnt. In der Domstadt sollten diesen Sommer Mitarbeiter einer PR-Agentur Feiernde nachts um Rücksichtnahme bitten.

Bis 1 Uhr nachts ist der Ordnungsdienst der Stadt zuständig, danach die Polizei. Die ging seit Juni neun Hinweisen nach, so Sprecherin Ruth Braun. Immer sei es um Jugendliche gegangen, die eine Musikanlage dabei hatten. Meisten seien diese beim Eintreffen der Beamten schon weg gewesen. Aber: "Die Polizei nimmt das ernst. Das ist eine berechtigte Beschwerde", sagt Braun.

Vor dem Schwimmbad würden sich auch Anhänger links-libertärer Gruppen treffen. Die Anwohner nennen etwa die Kampagne "LIZ", deren Aktivisten mit Sprüchen wie "Eigentum angreifen", "Freiräume erschaffen" und "Recht auf Stadt einfordern" auf sich aufmerksam machten. Deren Internetseite ist mittlerweile aber nicht mehr zu erreichen.

Der Stadt ist die Situation am Frankenbad seit Jahren bekannt. Da sie sich nun wieder verschlechtert habe, soll es mehr Routinekontrollen geben - sofern das Personal dafür vorhanden ist. Wie Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann weiter mitteilt, sollten Anwohner bei akuten Ruhestörungen den Stadtordnungsdienst unter 0228/773333 anrufen. "2015 gab es genau 19 Beschwerden mit entsprechenden Einsätzen des Stadtordnungsdienstes zur bekannten Problematik am Frankenbadvorplatz." Es seien regelmäßig Personalien aufgenommen und zur Ruhe ermahnt worden - gelegentlich auch mit der Polizei.

Nachtruhe

Der Einsatz von Musikanlagen ist laut Paragraf 10 des Landes-Immissionsschutzgesetz verboten, wenn andere dadurch mehr als geringfügig belästigt werden. Zwischen 22 und 6 Uhr ist nach Paragraf 9 alles verboten, was die Nachtruhe stört. "Ob und inwiefern die gesetzliche Erheblichkeitsschwelle überschritten ist, muss jedoch im konkreten Einzelfall durch entsprechende Ermittlungen geklärt werden", teilt die Stadt mit.

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