Vortrag von Michael Geffert vom Argelander-Institut Von Sandkörnern und der Leere des Universums

ENDENICH · Wenn man in kosmischen Größenordnungen denken will, hat Michael Geffert vom Argelander-Institut für Astronomie ein gutes Beispiel. "Dafür müssen Sie sich unsere Sonne als Apfelsine und die Erde als Sandkorn vorstellen, die in zehn Metern Entfernung darum kreist", sagte er bei seinem Vortrag über Galaxien im Institut an der Straße Auf dem Hügel.

 Michael Geffert (links) erklärt die Galaxien-Forschung von Professorin Waltraut Seitter.

Michael Geffert (links) erklärt die Galaxien-Forschung von Professorin Waltraut Seitter.

Foto: Nicolas Ottersbach

Der nächste Nachbar der Sonne, der Stern Alpha Centauri, wäre so etwa 2000 Kilometer entfernt, was der Distanz zu Portugal entspricht. Das Milchstraßensystem ließe sich mit einer Gruppe von 200 Milliarden Apfelsinen vergleichen. Diese Gruppe stellt wiederum einen Haufen dar, der einen Durchmesser von 32 Millionen Kilometern hat. "Das ist die Leere des Universums", so Geffert.

Für die ersten Astronomen, die versuchten, Sternenhaufen zu untersuchen, war es nicht leicht, das zu begreifen. "Sie wussten es auch einfach nicht", sagte Geffert. Galaxien galten lange als "störende Nebel", die die Sicht auf Objekte am Himmel versperrten. Charles Messier, der als erster Kometenjäger gilt und von 1763 bis 1771 sogar das Monopol darauf hatte, schaute sich die "Flecken" genauer an. Sie ähnelten Kometen, änderten aber ihre Position am Himmel nicht merklich. Diese nicht vorhandene Eigenbewegung deutete darauf hin, dass sie weit außerhalb des Sonnensystem liegen mussten. Er notierte die Punkte, um bei der weiteren Kometensuche keine Zeit zu verschwenden. Katalognummer 1, heute "Messier 1", erhielt der Krebsnebel im Sternbild Stier.

Lord Ross, der den sogenannten "irischen Leviathan" baute, ein Teleskop mit einem Spiegel von 1,90 Metern Durchmesser, machte die Sternenhaufen 1845 interessant. Die Vergrößerung reichte William Parsons aus, um bei 14 Galaxien eine Spiralstruktur festzustellen. Er beschrieb 224 weitere noch nicht bekannte Nebel, für die er auch Zeichnungen anfertigte. "Das menschliche Auge geriet an seine Grenzen, weil es nicht genug Licht aufnehmen konnte", sagte Geffert. Das änderte sich erst mit Max Wolf, der um 1900 eine Fotoplatte an ein Teleskop hielt und damit lange Belichtungszeiten möglich machte. Edwin Hubble, Namensgeber des Hubble-Weltraumteleskops, das Galaxien beobachtet, entdeckte die Natur der Spiralnebel und die Hubble-Konstante der galaktischen Kosmologie. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Alter des Weltalls abschätzen.

Eine wichtige Person für die Galaxien-Forschung war auch Waltraut Seitter, die vor 50 Jahren in Bonn als erste Deutsche im Fach Astronomie habilitierte und 2007 starb. Sie arbeitete jahrelang als Astronomin am Observatorium Hoher List, der ehemaligen Außenstelle der Bonner Universität in der Vulkaneifel. Nach ersten Arbeiten über die Milchstraße entwarf sie den Bonner Spektralatlas. Ab 1975 leitete Seitter das Astronomische Institut der Uni Münster. Im Argelander-Institut informieren derzeit einige Schaukästen über sie.

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