Aufruhr in Dottendorf Bürger wehren sich gegen Ausbau des Heizkraftwerks

BONN · Anwohner in Dottendorf haben sich zu einer kämpferischen Initiative zusammengeschlossen. Am Dienstag berät die Bezirksvertretung Bonn.

Am Vormittag hatte der Bundestag noch die Weichen für die nächste Etappe der Energiewende in Deutschland gestellt, abends sorgten die Themen Wärme und Strom für Aufruhr in Dottendorf. "Nur durch Zufall haben wir erfahren, was die Stadtwerke Bonn am Heizkraftwerk Süd planen", empörten sich Anwohner, die in der Nähe der Anlage zwischen Bahngleisen, Dottendorf und Kessenich wohnen.

"Hätten wir nicht zufällig die öffentliche Bekanntmachung gelesen, wären wir von dem Projekt total überrumpelt worden", schimpften sie. "Bis jetzt hat es niemand für nötig gehalten, mit uns darüber zu sprechen." Auf Einladung des Bürgervereins Dottendorf Gronau hatten sie erstmals Gelegenheit, mit Vertretern der Stadtwerke Bonn (SWB), der Stadt und Politikern über die Pläne zu diskutieren. Immer wieder mussten Stühle in den Saal getragen werden, vielen blieb nur noch ein Stehplatz am Eingang.

Die SWB wollen das Heizkraftwerk zum Gas- und Dampf-Stromkraftwerk ausbauen. Das bedeutet, dass durch eine Kraft-Wärme-Kupplung Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt werden - ganzjährig. Auch wenn SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock immer wieder betonte, dass man noch in einer frühen Planungsphase sei und er noch keine konkreten Angaben machen könne: Die Anwohner sind kämpferisch, haben eine Initiative gegründet, die sich mit allen Mitten gegen eine Erweiterung wehrt: Mehr als 150 Einwände haben sie eingereicht, die heute ab 10 Uhr bei den SWB, Theaterstraße 24, öffentlich erörtert werden. Auch die Bezirksvertretung Bonn wird sich heute ab 17 Uhr im Stadthaus mit dem Thema beschäftigen.

Dabei wird es unter anderem um die Geräuschbelästigung in der Nachbarschaft der Anlage gehen. Derzeit klagen Anwohner, aber auch Schüler und Lehrer von benachbarten Schulen über einen hohen Lärmpegel. Besonders unangenehm sei nicht allein das Ablassen des Dampfes, belastender seien die tieffrequenten Geräusche, die in der Umgebung wahrgenommen werden.

Bei einem Ausbau und dem damit verbundenen ganzjährigen Betrieb müsste man in Zukunft 365 Tage jeweils 24 Stunden mit dieser Belästigung rechnen. Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Angst- und Druckgefühle sowie verminderte Leistungsfähigkeit seien die Folge.

Nach wie vor ungeklärt ist auch die Nutzung des ehemaligen Miesen-Grundstücks an der Bahnlinie. Seit 2010 gibt es Varianten für eine Wohnbebauung dort, "allerdings", so CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles, "ist dieses Gelände im Bebauungsplan nach wie vor als Industriefläche gekennzeichnet".

Deshalb können die SWB einen Ausbau durchaus planen. Stadtbaurat Werner Wingenfeld ergänzte: "Wir werden nicht isoliert über den Ausbau des Heizkraftwerks entscheiden, sondern wir werden eine geordnete städtebauliche Entwicklung für das komplette Gebiet forcieren." Einig waren sich hingegen alle Vertreter auf dem Podium, dass die Information der Bürger katastrophal war. "Das ist wirklich miserabel gelaufen", so Werner Esser (SPD).

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