Selbstgeißelung in Bonn Zum dritten Mal zogen Hunderte von Schiiten durch die Stadt

BONN · Viele waren von weit her angereist: Aus Spanien, England, Holland, Italien und anderen Ländern kamen die rund 300 Schiiten, die sich am Sonntag in der Bonner Innenstadt zur traditionellen Trauerzeremonie für Imam Ali sammelten.

 Mit Gebeten und Segenswünschen leiteten die Schiiten in der Wenzelgasse den Trauermarsch durch die Stadt ein.

Mit Gebeten und Segenswünschen leiteten die Schiiten in der Wenzelgasse den Trauermarsch durch die Stadt ein.

Foto: Stefan Knopp

Nach Ansprachen, Gebeten und Segenssprüchen auf den Propheten Mohammed und seine Nachkommenschaft bewegten sich die Teilnehmer von der Wenzelgasse aus zum Marktplatz und zurück. Dabei schlugen die größtenteils aus Pakistan stammenden Schiiten sich mit den Fäusten gegen die Brust - eine Form der Selbstgeißelung, mit der sie ihre Trauer über den Tod des Imams Ali ausdrückten.

Der dritte Trauermarsch dieser Art in der Bonner Innenstadt blieb laut Polizei friedlich. Viele Passanten blieben stehen, um zuzuschauen. Die Reaktionen reichten von Kommentaren wie "Die erlauben inzwischen alles" bis hin zu offenem Interesse. Er finde es sehr gut und weltoffen, dass so etwas in Bonn möglich ist, sagte ein Bonner.

Der Cousin und Schwiegersohn des Propheten Mohammed wurde während des Ramadan beim Gebet mit einem vergifteten Schwert verletzt und starb zwei Tage später. Er war der vierte Kalif nach Mohammed und im Streit um dessen Nachfolge derjenige, dessen Lehren die Schiiten folgen.

Am Sonntag war laut Pressesprecherin Samina Haider der 40. Tag nach seinem Todestag - es sei also eine Art Sechswochenamt. Außerdem gedachten die Veranstaltungsteilnehmer des Imams Hussein, Alis jüngerem Sohn, der im Machtkampf gegen andere Kalifen in einer Schlacht gegen Kontrahenten umkam.

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