Brühler erpresst Bornheimer Vier Jahre Haft für falschen Diplomaten

BORNHEIM/BONN · Ein 36-Jähriger aus Brühl hatte sich als Mitarbeiter der Botschaft Gabuns ausgegeben und einen Bornheimer Eisdielenbesitzer erpresst. Gerade noch rechtzeitig hat ein 36-Jähriger aus Brühl im Prozess vor dem Bonner Landgericht die Notbremse gezogen: Nachdem er zuerst bestritten hatte, einen Bornheimer Eisdielenbesitzer ausgeraubt zu haben, legte er am letzten Verhandlungstag doch noch ein Geständnis ab.

Wegen schwerer räuberischer Erpressung verurteilten die Richter der 1. Großen Strafkammer den "betrügerischen Räuber" zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe. Dem Eisdielenbesitzer gegenüber hatte sich der vorbestrafte Kameruner als "Jean-Pierre Bongo", Angehöriger der Botschaft Gabuns, ausgegeben und eine entsprechende Visitenkarte übergeben.

Der in Wahrheit arbeitslose Angeklagte gaukelte dem 40-Jährigen vor, dass er für seine aus Italien stammende Ehefrau eine Eisdiele kaufen wolle. Monatelang war verhandelt worden und der Abschluss des Geschäfts stand bevor. Da bot der Angeklagte dem Eisdielenbesitzer, der weiterhin Eis produzieren und damit Eisdielen beliefern wollte, eine Eismaschine zum Kauf an.

Für 7000 Euro sollte das gute Stück im August 2012 den Besitzer wechseln. Doch am geplanten Übergabetag hatte der 36-Jährige anstatt der Eismaschine eine Pistole dabei und erzwang damit die Herausgabe des bereitgehaltenen Bargelds. "Diese Tat ist von einem erheblichen Aufwand gekennzeichnet", so der Kammervorsitzende.

Erst Monate später konnte der Räuber festgenommen werden. Dabei half Kommissar Zufall: Das Opfer hatte den Mann in Brühl mehrfach auf der Straße gesehen. Beim letzten Mal hatte er die Verfolgung aufgenommen und die Polizei gerufen. Bei der anschließenden Durchsuchung hatten die Ermittler in der Wohnung des 36-Jährigen nicht nur Utensilien zur Durchführung des sogenannten "Wash-Wash-Tricks" gefunden - dabei geht es um die vorgetäuschte Vermehrung von Geldscheinen.

Zudem entdeckten die Beamten weitere Visitenkarten, unter anderem die einer Kölner Eisdiele. Auch dort hatte der Angeklagte seine Masche ausprobiert, allerdings erfolglos. Trotzdem wartet weiteres Ungemach auf den Räuber: Neben einem laufenden Berufungsverfahren in Köln ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft weiter gegen ihn. Es besteht der Verdacht, dass er an einem weiteren Raubüberfall in Bornheim beteiligt war. Zudem wurden bei einer Durchsuchung der Wohnung seines Bruders - der die Sachen des inhaftierten Angeklagten untergestellt hatte - 142 Gramm Drogen gefunden, bei denen es sich vermutlich um Heroin handelt.

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