Bonner Sankt Martin Streit um Bonner Martinszug

BONN · Der Bonner Sankt Martin steigt von seinem Pferd. Mit ihm 17 andere, die den Martinszug durch die Innenstadt organisiert haben. Hintergrund ist ein Streit mit Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher über die Organisation.

Das Ergebnis: Den Martinsausschuss von 1920 gibt es nicht mehr, Vorsitzender Hanns Roesberg - seit 18 Jahren im Amt - und sein Team sind zurückgetreten.

Schon immer war das Gremium ans Münster angeschlossen. Das Team benachrichtigte die Schulen, legte den Zugweg fest, kümmerte sich um den Losverkauf und organisierte die Besuche von Sankt Martin. Der Ausschuss hatte viel Routine, aber auch viel Arbeit - alles ehrenamtlich. "Die Münsterpfarre will das so nicht mehr mittragen", sagt Roesberg. Dort habe man einiges anders regeln wollen. So sei etwa daran gedacht, das Feuer vom Markt- auf den Münsterplatz zu verlegen.

Dabei sei vor dem Alten Rathaus mehr Platz, und der Oberbürgermeister sei dann auch ins Geschehen eingebunden, so Roesberg. Obwohl nach seinen Angaben alles ordentlich versichert war, dreht sich nach GA-Informationen vieles in dem Zwist um ein Sicherheitskonzept und Haftungsfragen. Vor allem auch nach dem Unglück bei der Duisburger Loveparade 2010. Es stellt sich aber auch die Frage, ob der Verkauf von Martinslosen nicht als Lotterie angemeldet werden muss - bisher eine Grauzone ohne Beteiligung des Finanzamtes.

So gab es letztlich zwei Möglichkeiten: Entweder wird aus dem Martinsausschuss ein eingetragener Verein, oder seine Aufgaben wandern ans Münster. Roesbergs Team ha

t Ersteres abgelehnt: "Das ist zu aufwendig. Wir wollten keine Satzungen", sagt er. "Im Vordergrund soll aber stehen, dass der Martinszug für die Bonner Kinder weiter durch die Straßen zieht." In dieselbe Kerbe schlägt auch Bezirksbürgermeister Helmut Kollig: "Ich wäre fürchterlich entsetzt, wenn in Bonn kein großer Martinszug liefe."

Das wird wohl nicht passieren. Stadtdekanatssprecher Reinhard Sentis sagt, dass es darüber hinaus Projekte gebe, "um das Fest und die Werte, die dahinter stecken, wieder stärker zu betonen". So werde es mit "Teilen verbindet" erstmals ein Motto und dazu Unterrichtsmaterial geben. Abschluss des Zuges sei wieder am Marktplatz.

Geplant ist auch ein Dankeschönfest für alle Helfer. "Ich danke dem Martinsausschuss, der bisher nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit den Zug organisiert hat", betont Stadtdechant Wilfried Schumacher. "Das war viel Arbeit für die Leute um Hanns Roesberg, der den Ausschuss leitete. Darauf können wir aufbauen." Wer aber neuer Martin wird, steht noch nicht fest. Thomas Janicke saß zwölf Jahre lang auf dem Pferd.

Das Ereignis

Den Bonner Martinssausschuss gab es seit 1920, über den Münsterpfarrer Johannes Hinsenkamp und die Münsterschule initiiert. Derzeit beteiligen sich bis zu 6000 Mädchen und Jungen aus zehn Schulen an dem Ereignis sowie Eltern und Geschwister. Alles endet mit dem Feuer am Alten Rathaus - diesmal am Montag, 10. November.

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