Prozess in Bonn Sohn erdrosselte seine an Alzheimer erkrankte Mutter

EUSKIRCHEN/BONN · Am Mittag des 14. Mai hat der 54-jährige Euskirchener seine 91-jährige Mutter getötet. Er erdrosselte die körperlich und geistig schwer kranke Seniorin von hinten.

So steht es in der Anklage, die die Bonner Staatsanwaltschaft nun gegen den 54-Jährigen erhob und in der sie ihm heimtückischen Mord vorwirft. Und so gestand es der Mann, der sich nach der Tat verzweifelt das Leben nehmen wollte, es aber nicht fertig brachte. Das bestätigte am Mittwoch Oberstaatsanwalt Robin Faßbender.

Wie der Behördensprecher weiter mitteilte, hatte der 54-jährige geschiedene Vater eines Kindes 2009 seinen Job im Sicherheitsbereich aufgegeben, um seine kranken Eltern in deren Haus in Euskirchen zu pflegen. Und nachdem der Vater 2013 gestorben war, sorgte er für die Mutter.

Die Seniorin litt nicht nur an Alzheimer und Parkinson, sondern überdies auch noch an paranoider Schizophrenie. Er pflegte und betreute die Frau, die Pflegestufe 2 hatte, so gut wie allein, so Faßbender. Nur einmal die Woche kam zusätzlich ein Pflegedienst ins Haus.

Der 54-Jährige hatte laut Anklage einen Schuldenberg in Höhe von 300.000 Euro, weil er auf eine Betrügerbande hereingefallen war und griff als Bevollmächtigter der Mutter auch auf das Familienvermögen zurück. Das aber führte laut Faßbender immer wieder zu Vorwürfen der Mutter, die aufgrund ihrer multiplen Erkrankungen eine schwierige und anstrengende Patientin war.

"Sie rief ständig nach ihm und hielt ihn auf Trab", so Faßbender. "Und es wurde ihm alles zu viel." Am 14. Mai passierte es laut Anklage dann: Der Sohn näherte sich der auf einem Stuhl sitzenden Mutter von hinten, schlang ihr ein zusammengerolltes Küchenhandtuch um den Hals und zog so lange zu, bis sie tot war. Für die Staatsanwaltschaft steht fest: Damit hat er die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausgenutzt und einen heimtückischen Mord begangen.

Allerdings geht die Staatsanwaltschaft auch davon aus, dass der 54-Jährige diesen Mord im Zustand erheblich verminderter Steuerungsfähigkeit beging: Einem psychiatrischen Gutachten zufolge litt er zur Tatzeit an einer tiefgreifenden Bewusstseinsstörung, und die akute Belastungsreaktion führte zu einem Affekt. Wie Behördensprecher Faßbender weiter erklärte, irrte der 54-Jährige nach der Tat zwei Stunden umher und betrank sich.

Dann rief er die Polizei an und teilte mit, seine Mutter liege tot auf dem Sofa, der Schlüssel stecke auf der Haustür. Anschließend ging er in ein Schnellrestaurant, wo er laut Faßbender schließlich vom Stuhl sank und mit 1,6 Promille zunächst ins Krankenhaus gebracht wurde. Am nächsten Tag kam er ins Gefängnis, wo er seitdem in Untersuchungshaft sitzt.

Wie der Sprecher des Bonner Landgerichts, Philipp Prietze, auf Anfrage erklärte, beabsichtigt das zuständige Schwurgericht, den Fall im Dezember zu verhandeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort