Konrad Beikircher Kabarettist hält Vorlesungsreihe für neuen Masterstudiengang

BONN · "Der Niederrhein fängt schon südlich von Bonn an." Konrad Beikircher lächelt verschmitzt. "Aber jetzt müssen wir ganz vorsichtig sein - im Auditorium sitzt ein Journalist des Bonner General-Anzeigers.

 Stereotype und Vorurteile: Konrad Beikircher doziert vor Studierenden des neuen Masterstudiengangs Kulturanthropologie/Volkskunde über den Rheinländer an sich.

Stereotype und Vorurteile: Konrad Beikircher doziert vor Studierenden des neuen Masterstudiengangs Kulturanthropologie/Volkskunde über den Rheinländer an sich.

Foto: Barbara Frommann

Und wenn der morgen schreibt, Bonn gehört zum Niederrhein, bin ich in der Stadt unten durch." Mit seiner Co-Dozentin Dagmar Hänel startet der bekannte Kabarettist derzeit eine akademische Zweitkarriere.

Mit "Der Rheinländer an sich - Regionale Stereotype und Vorurteile aus zwei unterschiedlichen Beobachterpositionen" ist die zwölfteilige Vorlesungsreihe im Zuge des neu gegründeten Masterstudiengangs Kulturanthropologie/ Volkskunde an der Bonner Universität überschrieben. Und mit dem "Rheinländer an sich" kennt sich Beikircher bekanntermaßen bestens aus. Nicht nur die Fans seiner Kabarettprogramme assoziieren den Begriff spontan mit dem gebürtigen Südtiroler und Wahl-Bonner.

Der Diplom-Psychologe kam vor fast 50 Jahren aus seiner Geburtsstadt Bruneck zum Studieren an den Rhein und fühlte sich hier offenbar so wohl, dass er nach dem Studium blieb und 15 Jahre als Gefängnispsychologe in der Jugendvollzugsanstalt Siegburg arbeitete.

Und die hiesigen "Eingeborenen" schloss Beikircher so sehr ins Herz, dass er 1986 zum Kabarettisten umsattelte und seither die Eigenheiten der Menschen am Rhein in seinen Programmen thematisiert.

An der Bonner Uni demonstriert Beikircher am Montagabend eindrucksvoll, dass er nicht nur komisch kann: Zielsicher spielen er und Hänel sich die Bälle zu und hinterfragen die regionalen Stereotype.

Im Dialog betrachten die beiden das Alltagsleben der Menschen in der Region. Der neue Studiengang liegt dem frischgebackenen Dozenten wirklich am Herzen: "Das hätt' ich gerne selber studiert", sagt er. "Leider sind solche 'Orchideenfächer' ja immer gefährdet - wenn ich mit meiner Popularität ein kleines bisschen dazu beitragen kann, den Studiengang bekannt zu machen, wäre schon viel gewonnen."

Mit seiner provokanten Eingangsbemerkung liegt Konrad Beikircher übrigens nicht falsch: Geografisch reicht die Niederrheinische Bucht tatsächlich bis Remagen.

Die Vorlesungen finden noch bis 14. Juli jeweils montags (außer Oster- und Pfingstmontag sowie 12. Mai) von 18 bis 20 Uhr im Hörsaal des Akademischen Kunstmuseums am Hofgarten statt und stehen neben den Studierenden auch interessierten Laien offen.

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