Remigiuskirche an der Bonngasse Feuer-Inferno ließ die Glocken schmelzen

BONN · Als die Feuerwehr am frühen Morgen des 23. März 1888 an der St. Remigiuskirche eintraf, stand das Dach schon lichterloh in Flammen. Die Hitze hatte bereits die Glocken geschmolzen, das Erz tropfte durch das zum Teil zerstörte Kirchengewölbe. Minuten später stürzte vom Dachreiter oben über dem Chorraum das Kreuz durch das Gewölbe vor den Altar.

Schon Stunden vor der Entdeckung musste das Feuer entstanden sein, wie die Bonner Zeitung, der Vorläufer des General-Anzeigers, berichtete. Das benachbarte Pfarr- und Küstergebäude, wo das Feuer vermutlich ausgebrochen war, war schon zerstört. Die Feuerwehr arbeitete Tag und Nacht, um die umliegenden Gebäude zu schützen.

Historische Fotos aus dem Stadtarchiv, die der Bonner Fotograf Joseph Cronenberg gemacht hatte, zeigen selbst in Schwarz-Weiß, welches Inferno sich vor 125 Jahren in der Bonner Innenstadt abspielte. Heute sieht man davon auf den ersten Blick nichts mehr.

Die Kirche an der Brüdergasse, die inzwischen von der katholischen Hochschulgemeinde genutzt wird, wirkt von außen ohnehin recht verschlossen. Innen gibt es nicht nur einen schönen Kreuzgang, sondern auch historische Einrichtung zu sehen, die Bürger unter großer Gefahr vor dem Feuer 1888 retten konnten. So hat zum Beispiel die barocke Holzkanzel aus dem 18. Jahrhundert nicht nur den großen Brand, sondern auch den Zweiten Weltkrieg überstanden.

Zurück ins Jahr 1888: Die Bonner Zeitung berichtet, dass die Feuerwehrmänner unter ihren durch die Hitze geschwollenen Füße litten. Und es entzündete sich eine Diskussion über die nächtliche Brandwache der Stadt, die vorschriftsmäßig um 5.30 Uhr nach Hause gegangen war. "Dieser Vorfall mahnt dazu, dass unsere Stadt für die Zukunft die Kosten einer permanenten Brandwache, welche also auch bei Tage stets in Bereitschaft zu sein hätte, auf sich nimmt." Auch vor 125 Jahren ging es ums Geld.

Der gotische Bau der Remigiuskirche wurde ursprüngliche für den Bettelorden der Minoriten erbaut. Deshalb hatte sich auch keine großen Turm, sondern nur den kleinen Dachreiter. Kriegsschäden gab es in den Jahren 1689 und 1944. Das Bombardement des Zweiten Weltkriegs zerstörte auch die Orgel, auf der Ludwig van Beethoven in jungen Jahren gespielt hatte.

Dafür ist der Rokoko-Taufstein noch erhalten, an dem Beethoven am 17. Dezember 1770 getauft wurde. Die Taufe selbst fand noch in der alten Remigiuskirche statt, die am heutigen Blumenmarkt stand. Sie wurde 1800 von einem Blitzschlag getroffen und so schwer beschädigt, dass sie abgebrochen wurde.

13. April, startet die vierteilige Reihe "Musik am Taufstein Beethovens" in der Remigiuskirche, Bonngasse. Ab 12 Uhr spielt Organist Johannes Geffert Werke von Johann Sebastian Bach. Der Eintritt kostet fünf Euro.

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