Vortrag im Bonner Stadthaus Experten fordern Großstudie zum Bahnlärm

BONN · "Wenn Lärm Licht wäre, dann wäre die Stadt taghell beleuchtet", sagte Frank Groß, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro Rheintal.

Auf seine Initiative hin hatte der Planungsausschuss den Epidemiologen und Lärmwirkungsforscher Professor Eberhard Greiser und den Schienenverkehrsfachmann Professor Markus Hecht von der Technischen Universität Berlin für Dienstagabend ins Stadthaus eingeladen.

Und beide Experten machten klar: Der Bahnlärm ist für die Menschen ein Problem, wahrscheinlich ein größeres Problem als der Fluglärm, weil etwa 16-mal so viel Menschen davon betroffen sind. Groß zeigte ein Plakat aus dem Jahr 1847: Damals verkehrten zwölf Züge der Bonn-Cölner Eisenbahn am Tag, heute rasen etwa 500 durch Bonn.

Allein in den vergangenen 50 Jahren, so Hecht, ist der Bahnlärm im Rheintal etwa ums Sechsfache gestiegen. Und der Lärm ist nicht nur für die unmittelbaren Anwohner "unerträglich", wie Hecht anhand vieler Schaubilder darlegte.

Der Wissenschaftler sieht noch erheblichen Handlungsbedarf, auf EU- und auf Bundesebene. Das fange dabei an, dass das Eisenbahnbundesamt seine eigenen Schienen abnehme und es nach wie vor keine verbindlichen Grenzwerte für Schienen und Schwellen gebe und die "DB-Netz das nicht im Griff hat": Laut Hecht fehle es bei der Bahn am nötigen Fachwissen. So würde etwa die Rauheit von Schienen, eine von vielen Lärmursachen, mit längst überalterten Messgeräten geprüft.

Dabei habe die TU Berlin längst Verfahren entwickelt, die sogar in Asien und besonders in Japan längst Standard seien. Seiner Ansicht nach müsste viel mehr Fokus auf die Räder der Waggons, die Loks und die Gleise gelegt werden. Damit könnte viel von dem Lärm gedämpft werden.

Greiser referierte über die vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen des Bahnlärms. Allerdings seien die Aussagen, so sehr sie auch nachvollziehbar seien, wissenschaftlich so lange nicht belastbar, wie eine umfassende Studie fehle. Er bat die Kommunalpolitiker deshalb, sich dafür stark zu machen.

Schon seit geraumer Zeit versuche er, eine großangelegte Studie bei Bund und DB durchzusetzen. Dafür schlägt er eine Auswertung von Krankenkassendaten aus den Großräumen Köln/Bonn, dem Rhein/Main-Gebiet sowie einer Region in Baden-Württemberg vor. Das würde unter Kontrolle des Umweltbundesamts laufen und rund 2,8 bis 3,5 Millionen Euro kosten.

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