Prozess in Bonn Betrüger gesteht vor Gericht

BONN · Die Masche war immer gleich: Zuerst unterschrieben Mitglieder einer international agierenden Bande Miet- und Leasingverträge, zahlten dann nicht, und die "erworbenen" Fahrzeuge, Lastwagen und Baumaschinen verschwanden meist spurlos.

 Seit Donnerstag muss sich ein 35 Jahre alter Bonner für die Beteiligung an dem Millionenbetrug vor dem Landgericht verantworten.

Seit Donnerstag muss sich ein 35 Jahre alter Bonner für die Beteiligung an dem Millionenbetrug vor dem Landgericht verantworten.

Foto: Symbolfoto: dpa

Seit Donnerstag muss sich ein 35 Jahre alter Bonner für die Beteiligung an dem Millionenbetrug vor dem Landgericht verantworten. Bei den 23 Fällen des bandenmäßigen Betrugs, an denen er zwischen April und September 2012 beteiligt gewesen sein soll, entstand laut Anklage ein Schaden von 1,2 Millionen Euro.

Mehrere Komplizen sind bereits in Bielefeld zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Dort ging es um viele weitere Fälle, ebenfalls mit einem Millionenschaden. Der Bonner war 2012 im Ausland untergetaucht. Erst bei seiner Wiedereinreise im vergangenen März wurde er am Düsseldorfer Flughafen festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Am ersten Verhandlungstag kündigte der Verteidiger an, dass sein Mandant ein umfassendes Geständnis ablegen wolle. Was dann kam, war eher ein Teilgeständnis. Der Familienvater, der mehrere Jahre lang eine Firma für Kurierdienste leitete, will über einen Bekannten unwissentlich in die Sache hineingezogen worden sein.

Angeblich meldete der 35-Jährige alleine auf den Rat eines Komplizen hin als zweites Gewerbe eine Baufirma an. Das Ziel sei gewesen, beide Firmen später mit einem ordentlichen Gewinn zu verkaufen. Mit dieser Baufirma wolle er jedoch gar nichts zu tun gehabt haben.

"Die haben gesagt, ich brauche mich um nichts zu kümmern, sie machen es schon." Der Angeklagte gab zu, mehrere, jedoch nicht alle beklagten 23 Verträge unterschrieben zu haben. Von den in Bonn sowie bundesweit gemieteten Fahrzeugen habe er viele nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Angeklagter kämpfte gegen den IS

Mit einem geleasten VW Passat fuhr er damals in den Irak. In sein Geburtsland war er nach eigenen Angaben gereist, um sich Dokumente beglaubigen zu lassen. Auf Nachfrage räumte er ein, dass ihm auch klar war, dass gegen ihn ermittelt wird. Den Passat habe er dort verkauft und von dem Geld gelebt. Zudem habe er auf Seiten der Kurden mit Familienangehörigen und Freunden gegen den Islamischen Staat (IS) gekämpft.

Für die Richter waren die Angaben des 35-Jährigen "nicht das angekündigte umfassende Geständnis". Der Vorsitzende Richter Josef Janßen hielt ihm vor, dass ein bereits verurteilter Komplize ausgesagt hatte, dass er 200.000 Euro aus einer Firma ziehen und sich dann in den Irak absetzen wollte. Dies bestritt der Angeklagte: "Ich wollte Deutschland nie im Leben verlassen. Meine ganze Familie lebt hier." Der Prozess wird fortgesetzt.

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