1060 Kilometer lange Wanderung zum Klassentreffen Auf Beethovens Spuren bis nach Wien

BONN · Ende 1786 setzte sich Ludwig van Beethoven in Bonn in eine Kutsche und machte sich auf den Weg nach Wien. "Es gab das Gerücht, er wolle bei Mozart in die Lehre gehen, aber belegt ist das nicht", sagt Siegfried Baaske.

 Will auf seinem Marsch nach Wien über vieles nachdenken: Siegfried Baaske bricht am Samstag zum Klassentreffen auf.

Will auf seinem Marsch nach Wien über vieles nachdenken: Siegfried Baaske bricht am Samstag zum Klassentreffen auf.

Foto: Max Malsch

Der schätzt den Komponisten sehr und hat eine Affinität zu Bonn - immerhin hat er im Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium 1964 sein Abitur gemacht. Er begibt sich im Mai mehr oder weniger auf Beethovens Spuren: Er geht zu Fuß von Bonn nach Wien. Anlass ist ein Klassentreffen mit den ehemaligen Schulkameraden. Die Clique von damals sei noch in sehr engem Kontakt zueinander, sagt der 70-Jährige. "Letztes Jahr haben wir uns in Berlin getroffen."

Am 1. Oktober kommen sie in Wien zusammen, um Erinnerungen auszutauschen. Das Schulgebäude habe sich nicht viel verändert, so der EMA-Schüler. Aula und Mensa gab es damals noch nicht. "Zu unserer Zeit wurden die Schwimm- und die Turnhalle gebaut." Er habe festgestellt, dass zum Teil heute noch dieselben Lehrmaterialien verwendet würden wie damals - zum Beispiel das ausgestopfte Eichhörnchen.

Der freiberufliche IT-Berater geht also zu Fuß zum nächsten Treffen. "Das muss ich jetzt machen. Mit 80 Jahren mache ich das nicht mehr." Vor drei Jahren begann er, mit seinem Husky zu wandern, sagt Baaske, der in Wiesbaden wohnt. In der Zeit habe er festgestellt: "Von der Main-Mündung bis nach Wien sind es circa 860 Kilometer." Das sei ihm aber nicht genug gewesen, und so sei der Gedanke gereift, mit dem Hund in etwa die Strecke Beethovens von Bonn aus nachzulaufen. Einige Streckenabschnitte hatten die beiden schon als Tagestouren absolviert, dann aber erkrankte das Tier und starb.

"Dann war die Idee eigentlich begraben." Als Wien für das Klassentreffen festgelegt wurde, erinnerte er sich aber wieder daran. Baaske will am Samstag, 2. Mai, um 11 Uhr unter der Kennedybrücke auf der linken Rheinseite losgehen. Die erste Etappe führt ihn nach Rolandseck. Von dort aus geht es über den Rheinburgenweg bis Bingen, dann über Mainz-Kastel und Wertheim am Main bis Rothenburg ob der Tauber und über das Altmühltal zur Donau. Dieser will er bis nach Wien folgen. Rund 1060 Kilometer sollen das sein, teils über anspruchsvolle Strecken mit großen Höhenunterschieden.

"Durch meinen Hund bin ich schon immer viel gelaufen, aber nicht mit einem Endziel, das so weit weg ist." Baaske freut sich darauf. Er merke, "dass man frei im Kopf wird". Das Wandern bringe einen auf ganz neue Ideen. "Man hat viel Zeit, über Dinge nachzudenken." Allerdings geht er nicht ohne Unterbrechung: Zum einen hat er einige Abschnitte ja schon mit seinem Hund absolviert, die er überspringen kann, zum anderen will er immer wieder Pausen einlegen. Zum Beispiel, um Geschäftspartner in Japan zu treffen.

Zum Start sowie auf der letzten Etappe wollen einige seiner alten Schulkameraden mitlaufen, ansonsten ist er alleine unterwegs - man treffe aber immer irgendwen, sagt er. 30 bis 35 Kilometer will er am Tag auf seinem "privaten Beethovenweg" schaffen. Baaske reist mit leichtem Gepäck. "Wenn die Touren länger werden, werde ich mir irgendwo Päckchen hinschicken mit frischer Wäsche."

Zu seiner Wanderung hat Baaske einen Blog eingerichtet. Unter siegfriedbaaske.wordpress.com kann man den Streckenverlauf nachvollziehen. Dort will er auch regelmäßig Fotos und Berichte einstellen.

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