Neue Orgel Neue Töne klingen aus St. Joseph

BONN · In der St. Joseph-Kirche in Bonn-Castell wird zurzeit gehämmert und gebohrt, geschraubt und verschoben. Kein Wunder, denn in dem katholischen Gotteshaus läuft der Aufbau einer nagelneuen Orgel auf Hochtouren.

 Der Vorsitzende des Kirchenbauvereins Klaus Vogel und Orgelbaumeister Johannes Meinerzhagen besprechen Details des Aufbaus.

Der Vorsitzende des Kirchenbauvereins Klaus Vogel und Orgelbaumeister Johannes Meinerzhagen besprechen Details des Aufbaus.

Foto: Jörg Wild

Die Geräusche, die seit einigen Tagen aus St. Joseph klingen, sind für eine Kirche höchst ungewöhnlich. Neben ganz profanem Baustellenlärm tönen Raplieder und Popsongs nach draußen, ein Radio auf der Empore verkündet die neuesten Nachrichten aus aller Welt. Die fünf Männer, die hier schuften, sind Mitarbeiter der Orgelbaufirma Klais.

Die weltbekannten Instrumentenhersteller haben ihren Sitz in der Kölnstraße, gleich um die Ecke von St. Joseph. Kein Wunder, dass den Handwerkern um Orgelbaumeister Johannes Meinerzhagen der Auftrag viel Spaß macht. So nah an den Familien, das sind die Experten kaum gewohnt, die sonst in aller Herren Länder die Pfeifen zum Klingen bringen.

Apropos Pfeifen: Die hatten an der alten Orgel der Casteller Kirche aus dem letzten Loch geblasen und waren eine regelrechte Zumutung für die Gottesdienstbesucher. Also startete vor zehn Jahren der Kirchenbauverein unter Vorsitz von Klaus Vogel eine Sammelaktion, an deren Ende eine neue Orgel stehen sollte.

Es war vielleicht eine Fügung des Himmels, die dem Projekt einen tüchtigen Schub verlieh. Klaus Kunkel, der im nahe gelegenen Augustinum wohnt, hatte dem Verein eine Großspende überlassen, und so konnte eine Bestellung des Instruments im vergangenen Januar erfolgen.

Und dann drückte eine höhere Gewalt noch ein Auge zu, denn normalerweise hätte die Lieferung der neuen Orgel viel länger gedauert. Weil aber ein Instrument für die Dauerbaustelle der Hamburger Elbphilharmonie zurückgestellt werden musste, rutschte die Bestellung aus Castell nach vorne. Und so sind die Orgelbauer von Klais in den nächsten fünf Monaten am Kaiser-Karl-Ring beschäftigt.

Zunächst wird der Boden nivelliert, dann kommt das Gehäuse aus grau gebeiztem Holz mit den ersten sichtbaren 60 Flöten hinzu. Dabei umschmiegen die Pfeifen dann zu beiden Seiten die große bunte Glasrosette mit dem Christusbild in der Kirchenwand. Klaus Vogel schwärmt davon, dass schon bald die Engel auf dem Bild gemeinsam mit der neuen Orgel einen Chor anstimmen.

Bis es so weit ist, folgt in einem zweiten Schritt der Einbau des letzten Großteils der insgesamt 1909 Pfeifen und 36 Register. Erst dann kann die Intonation beginnen, bei der jede einzelne Pfeife bis zu zehn Mal angefasst und mit filigranen Werkzeugen gestimmt wird. Und dann werden wieder die richtigen Töne aus der Kirche klingen.

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