Gelände der Kurfürstenbrauerei Seit 20 Jahren Ringen um neue Wohnungen

BONN · 13.500 Quadratmeter Bauland mitten in der City - kaum zu glauben, aber die gibt es. Indes sind sie nach Ansicht von Planungspolitikern aber "untergenutzt", wie es etwa der SPD-Ratsherr Werner Esser formulierte.

 Auf dem Areal der ehemaligen Kurfürstenbrauerei (vorne links) wünschen sich Politik und Verwaltung den Bau von Wohnhäusern.

Auf dem Areal der ehemaligen Kurfürstenbrauerei (vorne links) wünschen sich Politik und Verwaltung den Bau von Wohnhäusern.

Foto: Volker Lannert

Das Gelände der ehemaligen Kurfürstenbrauerei an der Bornheimer Straße würde die Stadt seit dem Ende des Traditionsbetriebs 1993 gerne beplanen, doch der Eigentümer hält Politik und Verwaltung schon seit 20 Jahren hin.

Immer wieder erbat er Bedenkzeit, immer wieder verschob er Treffen und Gespräche. "Der Eindruck von dem Eigentümer nicht ernst genommen zu werden, drängt sich geradezu auf", meldete die Verwaltung 1998. Drei Jahre später sagte der damalige Stadtbaurat Sigurd Trommer: "Ich habe den Eindruck, dass kein Interesse besteht, mit der Verwaltung gemeinsam über eine Lösung zu verhandeln."

Und jetzt ist es wieder einmal soweit. Der Planungsausschuss hat Verwaltung und Eigentümer, von dem auf GA-Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten war, erneut ein Ultimatum gesetzt: Die Stadt soll sich mit ihm bis nach der Sommerpause einigen. "Spätestens im Oktober" soll das Thema wieder auf die Tagesordnung des Planungsausschusses.

Den Stein erneut ins Rollen gebracht hatte der Städtebaubeirat, der sich mit dem Areal in seiner ersten Sitzung Ende vergangenen Jahres beschäftigt hat. Denn in einer Stadt wie Bonn sei gerade das Thema der innerstädtischen Verdichtung ein Zukunftsthema, so Engelbert Lütke Daldrup, lange Zeit Staatssekretär im Bundesbauministerium und Städteplaner aus Thüringen und nun Vorsitzender des Expertengremiums.

Das Gelände an der Bornheimer Straße sei ein idealer Wohnstandort. Da die "jahrzehntelangen Versuche" der Stadt nicht zu einem Ergebnis geführt hätten, empfahl der Beirat, das Gebiet zur Entwicklungsmaßnahme zu erklären. Da es erheblichen Wohnbedarf gebe und das Gebiet "erhebliche städtebauliche Missstände" aufweise, dürfte es nach Auffassung der Experten nicht schwierig sein, das Gebiet nach diesen rechtlichen Vorgaben zu entwickeln - und dieses Verfahren erlaubt auch Enteignungen.

"Der dringende Bedarf an Wohnraum in zentraler Innenstadtlage sowie die jahrzehntelange Verweigerungshaltung des Eigentümers gegenüber einer adäquaten Entwicklung und Umnutzung des Geländes" rechtfertigten die Durchführung einer Entwicklungsmaßnahme, formulierte es Schwarz-Grün in einem Antrag im vergangenen Dezember. Die SPD zog nach. "Mit seinen riesigen Parkplatzflächen und untergeordneten Gewerbehallen" sei das Areal mitten in der City und am Rande der Altstadt einfach zu unterwertig genutzt, hieß es.

"Das ist ein idealer Standort, an dem Wohnraum und Platz für nicht störendes Gewerbe geschaffen werden könnten", sagt Hartwig Lohmeyer, planungspolitischer Sprecher der Grünen. Als Grundlage für die städtebaulichen Ziele sollte das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs herangezogen werden, das nach Schließung der Brauerei durchgeführt wurde. Tatsächlich hatte die Stadt schon mit Schließung der Kurfürstenbrauerei 1993 einen Architekten-Wettbewerb ausgerufen.

1994 stellte Friedrich Ebeling, der damalige Vorstandssprecher der Brau und Brunnen, den Siegerentwurf des Kölner Architektenbüros dt8 vor. Das Modell sah einen Baublock mit Nutzungsmischung aus Wohnen, Büros und Gewerbe vor. Doch Brau und Brunnen verkaufte das Gelände 1997 nach einigem Hin und Her schließlich an ein Bonner EDV-Unternehmen, das dort seinen neuen Firmensitz aufbaute. Seitdem warten Politik und Verwaltung darauf, dass das Gelände beplant wird.

Nach dem Urteil des Städtebaubeirats reagierte die Politik zunächst prompt. Doch dann vertagte die Mehrheit gegen die Stimmen aus SPD, FDP und Linke im Januar einen entsprechenden Beschluss. Stadtbaurat Werner Wingenfeld hatte im Planungsausschuss berichtet, der Eigentümer habe endlich Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Und tatsächlich lud der Eigentümer gemeinsam mit seinen Söhnen die Fraktionen auf sein Gelände ein. Ihm schwebe ein Bürokomplex mit Tiefgarage vor, habe er erklärt. Das Gelände wolle er später seinen Söhnen vermachen, eine Notwendigkeit, es heute schon zu bebauen, sehe er aber nicht, berichten Teilnehmer der Gesprächsrunden. "Das war ein guter und sinnvoller Termin", sagte Guido Déus (CDU).

Werner Esser erkannte an, dass sich auf dem Gelände einige Firmen niedergelassen haben: "Es gibt eine Reihe von positiven Entwicklungen, und die wollen wir auch nicht behindern. Aber es wäre schon möglich, in den Randbereichen Wohnbebauung zu ermöglichen. Wir warten ab, was die Verwaltung sagt."

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