Bande richtet Millionenschaden an Organisierter Betrug auf Baustellen

BONN · Ein großangelegtes Betrugssystem auf Großbaustellen in Bonn, Troisdorf, Köln und Düsseldorf beschäftigt demnächst die Bonner Wirtschaftsstrafkammer. Die Staatsanwaltschaft wirft sieben Männern zwischen 42 und 59 Jahren vor, den Staat und die Sozialkassen für das Baugewerbe (Soka) um Millionen geschädigt zu haben.

Als die Ermittler die Bande zerschlugen und den 42-Jährigen mutmaßlichen Haupttäter und seine sechs mutmaßlichen Helfer fassten, betrug der Schaden laut Anklage 6,3 Millionen Euro.

Den Ermittlungen zufolge soll der 42-Jährige als inoffizieller Kopf einer zu dem Zweck gegründeten Firma in Köln ein ausgefeiltes Firmengeflecht aus mehreren Subunternehmen geschaffen haben, um den Betrug zu vertuschen. Diese Kölner Firma nahm laut Anklage die Bauaufträge von seriösen Bauherren an, gab sie an die übrigen Angeklagten als angebliche Subunternehmer weiter, um in der Buchhaltung zu verschleiern, dass Hunderte von Bauarbeitern auf den Baustellen nicht ordnungsgemäß angemeldet waren.

Laut Anklage funktionierte das System jahrelang von Januar 2010 bis Oktober 2013, weil die Arbeiter, zumeist Landsleute der Hauptangeklagten aus Osteuropa, nicht völlig schwarz arbeiteten. Sie waren angemeldet - als Teilzeitkräfte für 400 Euro oder noch weniger, obwohl sie tatsächlich sechs Tage die Woche von morgens bis abends auf den Baustellen tätig waren.

So konnten die Arbeiter bei Kontrollen immer die entsprechenden Papiere vorlegen. Und ihren Lohn erhielten sie von den Angeklagten laut Anklage stets bar auf die Hand. Der Gewinn für den Hauptangeklagten und seine Helfer laut Anklage: 3,7 Millionen Euro Sozialabgaben, 1,1 Millionen Soka-Abgaben und 1,5 Millionen Steuern.

Schon seit Baustellenkontrollen 2011 und 2012 hatten die Fahnder die Bande im Visier, seit Juli 2013 wurden der 43-Jährige und die anderen sechs observiert, und Mitte Oktober schlugen die Ermittler zu: Bei Razzien auf den Baustellen und in den Geschäfts- und Privaträumen der Angeklagten wurden kartonweise Beweismittel sichergestellt.

Der Hauptangeklagte und der als Geschäftsführer der Kölner Firma fungierende 43-jährige Mitangeklagte kamen in U-Haft. Während der 42-Jährige schweigt, packte der 43-Jährige aus und wurde am 2. Dezember haftverschont. Für den Prozess, der am 1. September beginnen soll, sind bisher 29 Verhandlungstage terminiert.

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