25 Jahre Ökumenische Fastenwoche Es geht nicht nur um die Gewichtsabnahme

HOLZLAR · "Guck mal, die Bekloppten." Es war nicht die pure Begeisterung, die das Vorhaben bei den Freunden und Verwandten der Pioniere der Fastenwoche in Holzlar auslöste. "Damals gab es schon einige Vorbehalte", erinnert sich Ute Mangold.

 Befindlichkeitsrunde zum Auftakt: Jede Teilnehmerin berichtet über ihre ersten Erfahrungen mit dem Fasten.

Befindlichkeitsrunde zum Auftakt: Jede Teilnehmerin berichtet über ihre ersten Erfahrungen mit dem Fasten.

Foto: Willcke

Selbst der Pfarrer war skeptisch: "Pastor Kurt Padberg sagte zu uns: “Ich akzeptiere, was ihr da vorhabt, aber ich selbst mache nie dabei mit„", so Mangold. "Aber wir waren mit so viel Enthusiasmus dabei", sagt das "Urgestein" der Aktion. Seit 25 Jahren treffen sich in Holzlar Menschen, die eine Woche lang gemeinsam fasten. Die erste Fastenwoche startete 1991 in der katholischen Pfarrgemeinde Christ König Holzlar. Irmgard Höfele berichtete damals im Pfarrbrief: "Etwas erstaunt war der junge Mann schon, der am späten Abend des 21. März 1991 in den Jugendraum des Pfarrheims hereinschaute, denn Mitglieder des Jugendchores waren es nicht, die dort Lieder zur Gitarre sangen. Hier fand bei Wasser, Tee und Brot das Abschlusstreffen der Fastenwoche statt, die am 14. März begonnen hatte. Elf Frauen zwischen 20 und 68 Jahren aus den beiden Holzlarer Kirchengemeinden hatten sich der Misereor-Aktion “Fasten für Gerechtigkeit“ angeschlossen."

Und Höfeles anschließende Prognose sollte sich erfüllen: "Diese erste Fastenwoche in Holzlar wird bestimmt nicht die letzte gewesen sein." Die Aktion schlug Wellen: "Im Jahre 1995 wurde die Fastenwoche erstmals ökumenisch - unter dem Thema “Gewinn durch verzichten„", berichtet Lilo Patt-Krahe, die die Fastenwoche gemeinsam mit Ingrid Au, Mira Brunhöber, Monika Hammes, Andrea Helmus und Luzia Wörle vorbereitet. "Wir sind ein ökumenischer Kreis, der sich im November des Vorjahres trifft, um die Fastenwoche zu planen. Ingrid Au schaut dann in den Mondkalender und wir planen den Termin für die Fastenwoche mit dem abnehmenden Mond. Dann überlegen wir uns das Thema", erklärt Patt-Krahe.

Die Themen waren im zurückliegenden Vierteljahrhundert ganz unterschiedlich, wie die Mottos zeigen: "Fasten - den Blick aufs Wesentliche richten", "Fasten - aber bitte mit Sahne", "Fasten - neue Aussichten genießen" oder "Fasten, die Freiheit nehm' ich mir". Die Fastenwoche beginnt jeweils an einem Donnerstag und endet am Mittwoch. Im Jubiläumsjahr startet die Aktion am Donnerstag, 5. März.

Grundlage der Fastenwoche ist das Buch "Wie neugeboren durch Fasten" von Dr. Hellmut Lützner. Das Besondere ist, dass es immer ein Begleitprogramm gibt. "Das kann Thai Chi sein oder Yoga oder ein Vortrag. Jeden Abend wird etwas anderes geboten", berichtet Ute Mangold. An dem Fastensonntag steht immer ein gemeinsamer Spaziergang auf dem Programm. "Es haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt", sagt Mangold.

Ein Teilnehmer der ersten Stunde ist auch Hans-Joachim Walter. "Es geht dabei nicht nur um die Gewichtsabnahme, sondern es wird auch etwas für die Seele geboten", erklärt er das Erfolgsrezept der Aktion. In den ersten Jahren sei es noch sehr konservativ und religiös zugegangen. Das habe sich später geändert: "Das war eine echte Revolution. Ich bin stolz auf die Damen um Lilo Patt-Krahe, die jedes Jahr ein wahnsinnig gutes Programm auf die Beine stellen. Es ist eine schöne Gesellschaft, und ich fühle mich sehr wohl. Ich kann nur jedem empfehlen mitzumachen", sagt der 72-Jährige. "Die Mischung macht's: Es geht nicht nur darum, nichts zu essen - die Menschen wollen auch das Spirituelle", ergänzt Mangold. "Neben dem Programm wechseln wir den Veranstaltungsort - einmal sind wir in der Evangelischen Gemeinde Holzar und das andere Jahr in der Katholischen Pfarrgemeinde in Holzlar.

Die Woche endet am Mittwoch mit dem gemeinsamen Fastenbrechen. "Das ist wie Weihnachten. Nach mehr als einer Woche ohne feste Nahrung genießen wir dann von Monika Hammes frisch gekochtes Apfelmus mit selbst gebackenem Brot - ein Genuss für Körper und Seele", sagt Lilo Patt-Krahe.

Zur Einstimmung auf die Woche gibt es heute ab 20 Uhr einen Infoabend mit Vortrag, den der Beueler Arzt Dr. Jörg Pieper im Evangelischen Gemeindezentrum Holzlar, Heideweg 27, hält. Anmeldungen zur Fastenwoche bei Ingrid Au unter der Rufnummer 02 28/42 97 64 99.

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