"Das war wie aus dem Bilderbuch"

Mehr als eine Million Menschen kamen an den fünf Tagen zum Pützchens Markt - Polizei bescheinigt: Ein friedliches Volksfest mit disziplinierten Autofahrern

Pützchen. Deutlich mehr als eine Million Gäste haben in diesem Jahr den Pützchens Markt besucht. Laut Marktamtsleiter Günter Dick sind es aber wohl keine 1,1 Millionen.

Seine Schätzungen stützt er dabei auf die Auslastungskapazitäten der Fahrgeschäfte, der Parkplätze des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie auf Erfahrungen der Hilfskräfte, seines Sachgebietsleiters Helmut Brock und natürlich aus aus eigener Anschauung: Dick hatte an den fünf Tagen einen nahezu Rund-um-die-Uhr-Job auf der Festwiese.

Alle beteiligten Ämter, Organisationen und Hilfs- und Sicherheitskräfte zogen am Dienstag durchweg eine positive Bilanz von Deutschlands umsatzstärkster Fünf-Tage-Kirmes. Auch wenn der Umsatz nicht beziffert werden kann, laut Peter Barth, Sprecher der Schausteller, haben alle "gute bis sehr gute Umsätze" gemacht.

Dick: "Das war ein Pützchens Markt wie aus dem Bilderbuch". Klar, nach fünf Wochen deprimierendem Regenwetter haben die Menschen das fantastische Wetter für einen Bummel über den Rummel genutzt - und das Geld ging ihnen auch flott aus der Hand.

Dick: "Am Samstag, dem absoluten Spitzentag, sind die Fahrgeschäfte bis 1 Uhr in der Nacht auf Volllast gefahren, die Gastronomie war bis 5 Uhr gut beschäftigt." Sehr viel früher als sonst kamen sowohl am Freitag als auch am Sonntag die Besucherströme. Am Sonntag war bereits ab 11 Uhr zähflüssiger Verkehr auf der Autobahn festzustellen.

Die Verweildauer, so Dick, war am Sonntag aber deutlich kürzer. Der Montag, traditionell der schwächste Tag, war "ordentlich und zufriedenstellend". Und am Abschlusstag zogen die Besucherzahlen nochmal deutlich an. Eine Stunde nach dem Feuerwerk aber lichteten sich deutlich die Reihen. Um Mitternacht wurde das Ende des Jahrmarktes ausgerufen.

Apropos Feuerwerk: Das hat die Zuschauer doch einhellig eher enttäuscht, wie Dick bestätigte. Die erste Hälfte des Feuerspektakels war auf dem Platz kaum zu sehen. Dann erst kamen ein paar sehr schöne Effekte, die auch die versprochene Steighöhe erreichten. Dick: "Wir müssen uns in der Verwaltung nochmal Gedanken über das Konzept machen."

Bei der Angebotseingabe habe der Pyrotechniker, der Bonner Ex-Gastwirt Hansi Zinn, "sehr interessante Angaben gemacht. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Programm zu reduzieren und lieber höhere Steighöhen einzuplanen." Beim Feuerwerk anlässlich des Weltjugendtages auf der Hofgartenwiese habe Zinn eigentlich eine gute Visitenkarte abgegeben.

Andererseits könne das Feuerwerk aus Sicherheitsgründen nur auf dem Platz hinter dem Toom-Markt gezündet werden, damit Rückstände des Feuerwerks nicht auf empfindlichen Dächern, Planen und Fahrzeugen landen. Zinn selbst sagt, er habe nicht höher als 200 Meter hoch schießen dürfen.

Eine "hervorragende Stimmung" bescheinigte auch Bert Kluth dem Jahrmarkt. Der Einsatzleiter der Sonderwache ist schon seit 1979 an den Kirmestagen im Einsatz und zufrieden mit dem Verlauf: "Es hat alles reibungslos funktioniert."

Erstmalig mussten während der Kirmestage keine Führerscheine eingezogen werden, nicht mal Blutprobeentnahmen mussten angeordnet werden. 47 Fahrzeugen, die die Fluchtwege blockierten, mussten entfernt werden. Im Vorjahr waren es noch 76. Insgesamt also ein "absolut diszipliniertes Verhalten der Fahrzeugführer".

Zu seiner Bilanz zählen außerdem drei gestohlene Motorräder, drei Autoaufbrüche, 21 Diebstähle und 14 kleinere Auseinandersetzungen: "Unsere Strategie ist voll aufgegangen. Wir haben bereits am Freitag auffällige Jugendgruppen aus der Anonymität gezogen, indem wir ihre Personalien festgehalten haben. So ist Pützchens Markt als absolut friedliches Volksfest verlaufen."

Insgesamt 250mal Hilfe geleistet hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das in zehn Schichten mit 190 Einsatzkräften vor Ort war. Im medizinischen Zentrum in der Marktschule sowie in den beiden Außenstellen waren Besucher vor allem mit Kreislaufschwächen, Wespenstichen und kleineren Verletzungen behandelt worden.

Die Feuerwehr hatte 52 Notfall- und 30 Krankentransporte zu übernehmen. Auch Jürgen Eck stellt fest: "Keine besonderen Vorkommnisse. Wir hatten nicht mal einen brennenden Mülleimer zu löschen."

Richard Münz vom Amt für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft ist "angenehm überrascht" über das diziplinierte Verhalten der Kirmesbesucher. Mit 67 Tonnen Müll fielen in diesem Jahr vier Tonnen weniger an als noch 2005. 78 Betriebe haben die Lebenmittelkontolleure der Stadt Bonn unter die Lupe genommen.

"Dabei gehen wir risikoorientiert vor, und das Heißt, dass vor allem die Betriebe ganz oben auf unserer Kontrollliste stehen, die mit empfindlichen und problematischen Produkten arbeiten, so wie Fischimbisse", so die Leiterin des Amtes für Umwelt, Verbraucherschutz und Lokale Agenda, Ute Zolondek.

Insgesamt habe es neun Beanstandungen gegeben, allesamt hatten kleinere hygienische Mängel aufzuweisen, etwa fehlende Waschbecken. Bei einem haben die Kontrolleure das Spülwasser für die Biergläser bemängelt.

Alle Infos zum Riesen-Rummel unter www.puetzchens-markt.de

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