Gesamtschule Beuel „Kein Mensch hat das Recht, andere zu töten“

Beuel · Geschichtsunterricht einmal anders erlebten rund hundert Schüler aus der Jahrgangsstufe Q2 (13) der Integrierten Gesamtschule Beuel (IGS). Auf Einladung der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) war am Dienstag ein Überlebender der Atombombenkatastrophe von Hiroshima zu Gast.

 Kunihiko Sakuma wurde von den zwei Friedensaktivistinnen Yuri Nagao und Mai Oishi begleitet.

Kunihiko Sakuma wurde von den zwei Friedensaktivistinnen Yuri Nagao und Mai Oishi begleitet.

Foto: Max Malsch

Kunihiko Sakuma ist ein „Hibakusha“, wie die Überlebenden aus Hiroshima genannt werden. Sakuma war zu einem Weltkongress des „International Peace Bureau“ nach Berlin gereist, auf dem auch Guido Grünewald, Bonner und internationaler Sprecher der DFG-VK, teilnahm. Grünewald nutzte die Chance, Sakuma einzuladen.

In einem bewegenden Bericht, mit Bildern unterlegt, stellte Sakuma vor, welche Auswirkungen die Atombombe auf Hiroshima gehabt hatte. Er war damals knapp ein Jahr alt, seine Eltern wohnten drei Kilometer vom Zentrum der Atombombenexplosion entfernt. Bis Ende 1945 waren 150 000 Menschen gestorben. Die Hitzewellen, die von der Explosion ausgingen, vernichteten in einem Umkreis von zwei Kilometern alles. Die Spätschäden durch Radioaktivität wurden damals nicht erkannt.

Obwohl Sakuma klar zum Ausdruck brachte, dass dieser Krieg mit den USA von Japan ausging, sagte er: „Kein Mensch hat das Recht, andere zu töten. Kriege und Kernwaffen – Menschen müssen dem ein Ende setzen.“ Deshalb kämpfe er auch um den Erhalt des Artikels 9 der japanischen Verfassung, in dem es heißt, dass „das japanische Volk für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation und auf die Androhung oder Ausübung von Gewalt als Mittel zur Beilegung internationaler Streitigkeiten“ verzichte.

Aufmerksam hörten die Schüler dem Vortrag zu, man hätte eine Stecknadel fallen hören. „Im Geschichtsleistungskurs lernt man fast nur deutsche und europäische Geschichte“, sagte Timon Rade aus der Q2. „Hiroshima ist für viele nicht so richtig ein Begriff. Doch es wirkt komplett anders, dies von einem Überlebenden zu hören, als wenn man ein Buch liest.“

Eine interessante Frage stellte ein Schüler, der wissen wollte, ob von den USA an Japan eine Entschuldigung erfolgt wäre. Dies sei bisher nicht erfolgt, sagte Sakuma. „Aber ich verlange auch keine Entschuldigung ohne das Versprechen auf Verzicht von Kernwaffen.“

Kunihiko Sakuma wurde von zwei Friedensaktivistinnen aus Japan begleitet. Alle drei sammeln Unterschriften, um eine Petition zum Verzicht auf Kernwaffen bei den Vereinten Nationen einzureichen. „Wir wollen mehr als 100 Millionen Unterschriften sammeln“, sagte Sakuma. „Das wird einen lauten Aufschrei geben.“ Der Andrang an die Unterschriftenliste war am Ende dieser Geschichtsstunde außerordentlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort