Viele neue Fenster sind schon eingebaut

Bad Godesberg · Nach langer Verzögerung startet das ambitionierte Sanierungsprojekt an der Bonner Straße in Bad Godesberg

 Ingenieur Markus Buderath zeigt die neuen dreifach-verglasten Fenster, die eingebaut wurden. Da sie bodentief sind, musste zuvor viel Mauerwerk weggestemmt und der Bodenbelag entfernt werden.

Ingenieur Markus Buderath zeigt die neuen dreifach-verglasten Fenster, die eingebaut wurden. Da sie bodentief sind, musste zuvor viel Mauerwerk weggestemmt und der Bodenbelag entfernt werden.

Foto: Vogel

Lange musste die Bad Godesberger Bauherrin Naphawan Böttcher auf diesen besonderen Moment warten, aber jetzt ist es endlich soweit: Nach einem langen Planungs- und Umplanungsprozess, der sich über zweieinhalb Jahre hinzog, inklusive eines Wechsels des Architektenbüros, haben die Arbeiten an ihrem Sanierungsprojekt an der Bonner Straße in Bad Godesberg begonnen. Rund um den Altbau mit der Hausnummer 58 steht inzwischen ebenso ein Gerüst wie an der unmittelbar angrenzenden Hausnummer 60. Auch dieses Objekt befindet sich nämlich inzwischen im Besitz der Bauherrin.

Aus beiden Bauten, die noch zur wilhelminischen Kaiserzeit Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, möchte Naphawan Böttcher nun in einer ambitionierten Sanierung energiesparende Gebäude machen, die einem Passivhausstandard nahekommen. Seit Anfang 2012 begleitet der General-Anzeiger in einer losen Serie dieses Modellprojekt an der Bonner Straße auf der Immobilienseite.

Nachdem das Sanierungsvorhaben lange Zeit im Dornröschenschlaf lag, und sich Naphawan Böttcher mit ihren Ingenieuren Marcus Krull und Markus Buderath auf Planungen, Genehmigungen und Antragstellungen für Fördermittel konzentrieren musste, hat sich jetzt schon einiges getan. Im Inneren der Häuser mussten die Bauarbeiter bereits jede Menge aufwendiger Schwerstarbeit verrichten.

[kein Linktext vorhanden]Alte Bodenaufbauten, Böden aus Sand und Bauschutt, die laut Buderath als Last- und Ausgleichsschicht der Stahlkappendecke mit Ziegelgewölben des darunterliegenden Kellergeschosses dienten, wurden abgetragen, um dem neuen Fußbodenaufbau mit Wärme- und Trittschalldämmung Platz zu schaffen. "Diese aufwendige Bauweise der Kappendecken wird nicht mehr hergestellt. Heute würde man die Decke als Stahlbetonplatte ausführen", sagt Buderath.

Böttcher musste etliche Container mit je sieben Kubikmeter Volumen ordern, um den nicht mehr benötigten Bodenbelag abtransportieren zu lassen. Zumal jede Menge weiterer Schutt anfiel. Das war vor allem dem Einbau neuer Fenster geschuldet. Die sind nicht nur dreifach verglast und damit besonders wärmegedämmt, erklärt Buderath, sondern verfügen auch über einen erhöhten Schallschutz. Das hat den Vorteil, dass diese Maßnahme von der Stadt Bonn gefördert wird, erklärt der Ingenieur.

Damit die neuen Fenster passgenau in die Dämmebene der Fassade integriert werden konnten und zwar so, "dass die Konstruktion möglichst wenige Wärme- und Kältebrücken aufweist", mussten nach Aussage Buderaths viele alte Mauerbrüstungen weggestemmt und neue Stürze eingezogen werden. Auch, weil die Fensterflächen zur Straßenseite zum Teil vergrößert und bodentiefe Fenster eingebaut wurden. Angesichts eines 50 Zentimeter dicken Mauerwerkes bedeutete das einiges an schwerer Arbeit und ein erhöhtes Schuttaufkommen. Sieben Container seien schon abgefahren worden, bekräftigte die Bauherrin.

Die Fassade mit den neuen Fenstern, die noch nicht alle verbaut sind, bekommt anschließend eine etwa 30 Zentimeter dicke Dämmschicht, damit sie ihre höchst isolierende Wirkung entfalten kann. Dies ist sozusagen eines der zentralen Erfolgsgeheimnisse eines Passivhauses, führt Markus Buderath aus.

Konkret besteht die Dämmung aus einer 24 Zentimeter dicken Schicht aus Zellulose, die eingeblasen wird. Obendrauf kommt eine sechs Zentimeter starke Mineralfaserplatte als Putzträger. Weitere Arbeiten sind bereits geplant, freut sich Eigentümerin Böttcher. So laufen bereits die Vorbereitungen für die Installation der Heizung - einer Wärmepumpe. Um Synergieeffekte durch die gleichzeitige Sanierung von zwei Altbauten zu schaffen, soll die Wärmepumpe so dimensioniert werden, dass eine einzige Heizung beide Häuser mit Wärme versorgen kann.

Ganz so, wie es zuletzt auch die Bachelorarbeit einer Studentin aus Wilhelmshaven am Beispiel des Projektes an der Bonner Straße untersucht hatte (der GA berichtete). In ihrer Arbeit hatte Tabea Riss verschiedene Sanierungsmodelle auch für das Haus in Bad Godesberg durchgespielt und miteinander verglichen; vor allem hinsichtlich der Investitions- und Energiekosten. Zum einen stellte die Autorin etwa eine Einzelhaussanierung einer Straßenzugsanierung mit insgesamt fünf annähernd identischen Häusern wie dem von Böttcher gegenüber.

Neben dem Heizungstechniker hat sich auch der Zimmermann angesagt: Der will in der kommenden Woche einen neuen Dachstuhl aufschlagen. In dem Zusammenhang muss Naphawan Böttcher sich bald entscheiden, welche Dachhaut dann auf dem Dachstuhl angebracht werden soll. Zur Auswahl stehen Trapezbleche mit einer integrierten, zehn Zentimeter dicken Wärmedämmung aus einem Polyurethane-Kern oder ein herkömmliches Ziegeldach.

Bei dem muss eine entsprechend dickere Dämmschicht noch unter den Ziegeln angebracht werden. Aus Sicht von Ingenieur Buderath ist diese Entscheidung eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Geldbeutels: Die Trapezbleche mit der integrierten Dämmung sind um einiges teurer, sagt er. Dafür haben diese aber den Vorteil, dass die vorgesehene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach leichter zu montieren ist. Die soll anschließend nämlich - ökologisch wertvoll und ökonomisch sinnvoll - vor allem die Wärmepumpe mit selbst produziertem Strom versorgen, ergänzt die Bauherrin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort