GA-Aktion Bad Godesberger Künstler gestalten Ostereier

BAD GODESBERG · Wer sagt, ein Ei gleiche dem anderen, liegt falsch. Allein das Material: Straußenei, Hühnerei, Holzei. Der General-Anzeiger hat Godesberger Künstler gebeten, ein Osterei zu gestalten. Ergebnis sind fünf ganz unterschiedliche Kunstwerke, die jetzt für die GA-Aktion Weihnachtslicht versteigert werden.

 Susanna Neunast zeigt ihre Skulptur: Sie hat das Osterei auf einen Sockel gehoben und spielt mit Wasserspiegelungen, einem ihrer künstlerischen Lieblingsthemen.

Susanna Neunast zeigt ihre Skulptur: Sie hat das Osterei auf einen Sockel gehoben und spielt mit Wasserspiegelungen, einem ihrer künstlerischen Lieblingsthemen.

Foto: Barbara Frommann

Susanna Neunast sagt: "Ein Osterei ist eigentlich etwas Banales. Ich habe mich gefragt: Wie kann man aus dem Banalen etwas Besonderes machen." Dass Wahrnehmung und Spiegelung bei der Umsetzung ihrer Idee eine Rolle spielen, überrascht nicht, denn beides sind wichtige Themen der Künstlerin. Außerdem fasziniert sie das Wasser. Deshalb brachte sie mit "Serviettentechnik" eine Fotografie von Wasserspiegelungen auf ein Holzei. Es wird dank Sockel zur Skulptur, für Effekte sorgt ein Spiegel.

"Ich fand es total spannend, man kommt zu ganz neuen Ideen", so Susanna Neunast. Kleine Skulpturen gibt es von ihr nämlich bisher nicht. Eher Großformatiges: Im vergangenen Jahr hat die Godesbergerin zum Beispiel eine neun mal 14 Meter große Fassadeninstallation für ein chinesisches Wasserwerk gemacht.

Günter Herzing erinnert mit einem historisch inspirierten Ei an eine Godesberger Legende. Deshalb ziert neben der Godesburg auch eine Schwarzwälder Kirschtorte sein Holzei. Die Spezialität soll nämlich gar nicht aus dem Schwarzwald kommen, sondern erstmalig 1915 von Konditor Josef Keller im damaligen Café Agner in Bad Godesberg kredenzt worden sein. "Er hat als Geselle die Torte entwickelt", sagt Herzing, der das Thema auch schon in einem Gemälde verarbeitet hat.

Etwas Dokumentarisches mit Witz zu verbinden, ist Anliegen Herzings. Deshalb klaut sich auf seinem Ei der Osterhase ein Stück Torte. Von weitem soll man etwas Schönes in leuchtenden Farben sehen, bei näherem Hinsehen dann etwas Historisches entdecken. Über das Osterfest sagt der Godesberger: "Das Tolle an Bräuchen ist, unabhängig vom zentralen religiösen Thema, dass sie Kreativität hervorrufen, und das jedes Jahr wieder aufs Neue."

Christof Schmitz-Greef brauchte Fläche für sein Clownsgesicht, deshalb hat er sich für ein Straußenei als "Leinwand" entschieden. Der Künstler ist dafür bekannt, dass er immer wieder Clowns malt. Einer hat es in Bad Godesberg bis ins Wappen der Allgemeinen Karnevalsgesellschaft Prinzengarde, kurz AKP, geschafft. Clowns begleiten den Künstler seit seiner Kindheit im Johanniterviertel.

Weil der Bonner Zirkusplatz damals noch an der britischen Botschaft war, lernte Schmitz-Greef schon als Junge die berühmten Spaßmacher kennen. Künstlerisch ist der Godesberger aber keineswegs auf Clowns festgelegt. Er malt zum Beispiel Landschaften seiner Heimat, Blumen und Tierporträts in Öl. Dieser Farbe ist Schmitz-Greef auch beim Osterei treu geblieben, weshalb es in der GA-Redaktion noch ein wenig nachtrocknen musste.

Peter Tutzauer hat bei seinem Ei-Kunstwerk zu leeren Patronenbändern eines Maschinengewehrs gegriffen, die er vor 30 Jahren auf einem Flohmarkt erstanden hatte und die seither mit unzähligen weiteren Fundstücken im Atelier auf künstlerische Verwendung warteten. Das Osterei bekommt dadurch ein "brutales Element": Tutzauer will zeigen, dass sich "Dinge mit bösem Hintergrund" in unseren Alltag schleichen.

Die gespitzten Bleistifte, die aus den Patronenhaltern schauen, sind seit dem Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo ein Symbol für Widerstand gegen den Terror und für Pressefreiheit. "Wir haben dem Terrorismus so wenig entgegenzusetzen. Das ist eine Waffe, der wir nicht gewachsen sind", sagt Tutzauer. Sein Ei, das an eine Handgranate erinnert, ist die künstlerische Antwort. Mit den Kindern, die als Schüler in sein Atelier kommen, hat er allerdings fröhlichere Eier gemacht, die über und über mit dekorativ geformten Nudeln beklebt sind.

Barbara Kroke dekoriert jedes Jahr zu Hause einen Osterstrauch. "Ich finde Rituale, wenn sie nicht sinnentleert sind, wichtig", sagt die ehemalige Leiterin des Kurfürstlichen Gärtnerhauses, die ihr Atelier in Mehlem hat. Ostereier hat sie schon lange nicht mehr bemalt. "Mein Sohn ist inzwischen 40." Deshalb war sie beim Eier auspusten auch ein wenig aus der Übung. Die klassischen Hühnereier hat sie abstrakt mit leuchtenden Acrylfarben verziert. "Ich bin dafür bekannt, dass ich gerne Rot habe", sagt die Künstlerin. Zu Ostern darf es aber auch ein bisschen bunter sein.

Die Versteigerung

Alle Künstler stiften ihre Ostereier für den guten Zweck. Der General-Anzeiger dankt dafür herzlich, denn der komplette Erlös ist für die Aktion Weihnachtslicht bestimmt, mit der der GA bedürftige ältere Menschen in Bonn und der Region unterstützt.

Die Meistbietenden können sich jetzt kunstvollen Osterschmuck sichern. Schicken Sie Ihr Gebot, versehen mit dem Namen des Künstlers, per E-Mail an godesberg@ga.de.

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